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Martin Schwalb: »Sind
doch kein Gurkenverein«

Interview mit dem 41-jährigen Wallauer Trainer

Wallau (WB). Die Negativschlagzeilen über die SG Wallau-Massenheim schienen in den letzten Wochen nicht enden zu wollen. Erst wurden die wirtschaftlichen Probleme publik, dann Manager Bülent Aksen gefeuert, schließlich suchten sich die Stars neue Klubs. Jetzt endlich scheint es eine Trendwende zu geben: Ausgerechnet Martin Schwalb sorgt dafür.

Der 41-Jährige hatte noch im Januar erklärt, er könne sich vorstellen, die Hessen nach 15 Jahren im Klub im Sommer zu verlassen und damit erst die Kettenreaktion ausgelöst. Das ist seit Dienstag Vergangenheit. Der 194-malige Nationalspieler verlängerte überraschend seinen Vertrag bis 2008 und bekommt darüber hinaus noch die Befugnisse eines Managers. Im Gespräch mit Michael Schwartz erklärt Schwalb seine Entscheidung und blickt in die Zukunft.
Herr Schwalb, man hatte mit ihrem Abgang aus Wallau gerechnet. Warum haben Sie sich in dieser schwierigen Situation entschieden, doch bei der SG zu bleiben?Martin Schwalb: Ich bin der Meinung, dass die SG in Zukunft ein Verein sein wird, der sich einen Platz in der Bundesliga verdient hat. Wir werden in Zukunft sehr, sehr solide wirtschaften.
Allerdings steht noch nicht einmal fest, ob die SG eine Zukunft hat. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind ja noch nicht geschaffen.Schwalb: Nein, noch ist nichts in trockenen Tüchern. Aber wir werden es schaffen! Davon bin ich fest überzeugt. Wir werden mit einem soliden, kleinen Etat wirtschaften und möglichst eine Bundesliga-taugliche Mannschaft stellen. Jetzt wird richtig gearbeitet!
Glauben Sie nicht nach all diesen Negativschlagzeilen, dass es schwer sein wird, Spieler nach Wallau zu holen?Schwalb: Warum? Jeder weiß doch jetzt, dass der Verein bereinigt ist. So etwas wie in den letzten Jahren wird nicht mehr passieren. Da kann man sicher sein. Wir haben immer noch einen Namen, ein Umfeld und vielleicht auch einen Trainer, die in der Lage sind, Spieler anzuziehen. Ich will Spieler holen, die die Chance, welche die SG bietet, auch als Chance begreifen. Wer nach Geld sucht und abkassieren will, braucht gar nicht erst hier anzurufen. Und eins will ich betonen: Wir sind die SG Wallau und kein Gurkenverein.
Doch die Mannschaft wird ein ganz anderes Gesicht haben. Viele Stars gehen.Schwalb: Ich hätte gerne mit dieser Mannschaft weitergearbeitet. Man sieht ja gerade jetzt, was möglich gewesen wäre. Wenn man dieses Team noch punktuell verstärkt hätte, hätten wir vorn angreifen können.
Daraus wird nun nichts mehr. Wie würden Sie die Stimmung in diesen Tagen in Wallau und Massenheim beschreiben?Schwalb: Hier herrscht Aufbruchsstimmung! Wir arbeiten konzentriert und mit Hochdruck. Es bietet sich jetzt eine Chance, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen wollen. Aber mit realistischen Zahlen und Plänen.
Dabei kommt auf Sie noch mehr Arbeit zu. Sie sind nicht nur Trainer, sondern auch Manager.Schwalb: Sicher, aber ich freue mich auf diese Aufgabe. Es gilt die Kräfte zu bündeln. Es ist nicht möglich, Geld zu verbrennen.
Dabei hatten Sie Anfragen und Angebote aus der Bundesliga. Warum haben Sie sich gegen die anderen Klubs entschieden?Schwalb: Ich habe mich nicht gegen einen Klub entschieden, sondern für die SG Wallau.
Für eine SG, die sich sportlich neue Ziele setzen muss. Was wird nächstes Jahr möglich sein?Schwalb: Lassen wir uns überraschen. Ich weiß, dass wir uns erstmal nach der Decke strecken müssen. Aber wir werden versuchen, eine gut funktionierende Einheit zu bilden. Eins kann ich versprechen: Wir werden um jeden Punkt kämpfen!

Artikel vom 25.03.2005