25.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Pfarrerin Barbara Schneider-Postzich

Das Wort zum Sonntag


Für Gründonnerstag plant Thomas Gottschalk einen großen Bibeltest im ZDF, um die Bibelfestigkeit einiger mehr oder weniger prominenter Zeitgenossen zu testen. Das habe ich gerade in der Fernsehzeitung gelesen.
Wenn diese Ausgabe der Tageszeitung herauskommt, ist die Sendung am Vorabend gelaufen. Es ist also ein gewisses Risiko, hier etwas dazu zu sagen. Egal! Ich habe jedenfalls gestaunt, dass zur besten Sendezeit zwei ganze Stunden lang Unterhaltung gemacht werden soll mit christlicher Religion.
Nicht dass ich es für unmöglich hielte - im Gegenteil, es verwundert mich nur, dass unsere modernen Medien auf solch eine Art von Unterhaltung setzen. Sie fällt ja wohl heraus aus dem merkwürdigen Fernsehangebot unserer Zeit.
In einem Interview hat die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sich vorab zu dieser Show geäußert. Sie erinnert daran, dass bereits Martin Luther auf die Medien seiner Zeit setzte. Auch wenn Gutenbergs Erfindung etwas zurückliegt, hat also die Verbreitung des Evangeliums über die Medien doch eine gewisse Tradition. Außerdem plädiert Käßmann für mehr Heiterkeit in der Verkündigung und äußert den Wunsch, dass Kirche und Religion auch durch die modernen Medien wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden.
Interessante Gedanken, finde ich. Die Öffentlichkeit hätte viel davon, wenn das Evangelium ihr nahe gebracht würde. Was mitten aus dem Leben kommt und mitten in das Leben hineinspricht, muss heute mitten im Leben seinen Platz haben. Und dazu gehören heute eben die Medien. Mag man darüber im Einzelfall denken, was man will.
Gerade zur Osterzeit gehört eine Botschaft, die mitten ins Leben gehört. Und diese Botschaft hat zunächst nichts zu tun mit Ostereiern, Osterhasen, dem Osterbrunch mit der Familie und Freunden oder 100 genialen Fischrezepten, die schnell und leicht gelingen zu Karfreitag. Gerade mit dem Karfreitag können viele ja gar nichts mehr anfangen.
Leiden und Sterben Jesu Christi und die Auferstehung von den Toten, das sind Themen, die viele lieber beiseite schieben. Sie lassen trübsinnige Gedanken vermuten, und die passen für viele nicht zum fröhlichen Feiern und zum endlich anbrechenden Frühling. Dumm eigentlich, denn sie betreffen uns alle. Nicht nur am Ende des eigenen Lebens, sondern auch im Alltag begegnen uns Krankheit, Leiden und Sterben immer wieder. In der Familie, im Kollegenkreis, unter Freunden. Und da hat die Botschaft dieser Zeit uns einiges zu bieten: Da erfahren wir an Karfreitag nicht die Lösung aller Fragen nach dem Sinn des Leidens, aber wir hören, dass Gott uns nahe ist auch im Leiden und Sterben. Wir hören, dass Menschen ihre Kreuze nicht alleine tragen müssen.
Und zu Ostern erfahren wir dann, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern das Christus den Tod besiegt hat, um uns Anteil zu geben am ewigen Leben.
„Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen“ (2. Tim 1, 10) sagt die Bibel. Wenn das so ist, dann kann ich mein Leben aus einer ganz neuen Perspektive sehen. Ich muss nicht mehr ängstlich auf die scheinbar immer schneller verrinnende Zeit sehen, sondern ich kann jeden Augenblick genießen. Es muss mir nicht alles gefallen in meinem Leben, aber ich kann es annehmen. Ich gehe nicht einem Nichts entgegen, das alles sinnlos macht, sondern einer endlosen Zeit bei Gott. Absolut nicht trübsinnig ist die Botschaft von Ostern, wenn man sie an sich heran lässt und äußerst lebensnah sowieso.
Viele schöne Bräuche gehören auch zum Osterfest, und alle haben ihren Platz. Das Wichtigste aber ist die Botschaft, denn sie sorgt für nachhaltigere Heiterkeit als alles Drumherum.

Artikel vom 25.03.2005