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»Zu Ostern geht es bergauf«

WB-Umfrage: Wie viel Bedeutung hat dieses Fest für die Menschen?

Von Mario Lüke (Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Es ist soweit: Ostern steht vor der Tür. Osterhase, Eier, bunte Farben und heitere Kindergesichter werden Jahr für Jahr mit dem Fest der Auferstehung Christi in Verbindung gebracht. Doch woher kommen eigentlich all diese Wörter? Hat das Osterfest überhaupt eine große Bedeutung für die Menschen und ist es von der Wichtigkeit her mit Weihnachten zu vergleichen?

Antworten auf einen Teil dieser Fragen hat Reinhard Ernst Bogdan, evangelischer Pfarrer in Stukenbrock. Die Begrifflichkeiten kann er in einen sinnvollen Zusammenhang setzen. »Ostern kommt von Eostra, eine griechische Frühlingsgöttin. Vergleichbar sind unsere Feierlichkeiten mit dem Pascha-Fest, das es zum Beispiel in Spanien oder Russland gibt«, erklärt Bogdan. Das Ei als Symbol sei zudem das Sinnbild für die Auferstehung. »Das Interesse an Ostern und das Wissen darüber nimmt mehr und mehr ab«, sagt der Pfarrer und nimmt so Bezug auf neueste Statistiken: »Wenn in Ostdeutschland etwa 60 Prozent der Menschen nicht wissen, warum wir Ostern überhaupt feiern, ist das schon traurig«, so Bogdan.
Auch bei einer WESTFALEN-BLATT-Umfrage in Schloß Holte-Stukenbrock wird deutlich, dass es eher die älteren Menschen sind, die sich mit den Hintergründen des Festes auseinandersetzen und das Verinnerlichen der Bedeutung für sehr wichtig halten. »Das Ganze ist natürlich immer eine Sache des Glaubens. Man kann es den Menschen nicht übel nehmen, wenn sie sich mit der Thematik nicht beschäftigen wollen«, sagt Ruth Stall. Die 62-jährige Hausfrau geht während der Feiertage gerne in sich, wird still und geht aus Überzeugung in die Kirche. Ein wenig unreligiöser, aber trotz allem positiv geht auch Maria Haffner (65) das Fest der Auferstehung Jesu Christi an. »Ich bin zwar nicht sehr gläubig, doch macht es mir Spaß, zu dieser Zeit auf die Straße zu gehen. Der Winter hat sich verabschiedet, alles ist bunter und lebhafter. Innerlich überkommt einem das Gefühl, dass es bergauf geht.«
Die etwas jüngeren Befragten haben ihre eigenen Vorstellungen von Ostern. Timo Schilder ist 17 Jahre alt und besucht das Hans-Ehrenberg-Gymnasium in Bielefeld-Sennestadt. Er kennt zwar die Hintergründe und einiges aus der Geschichte der Feierlichkeiten, aber wahres Interesse zeigt er nicht. »Zwar trifft man sich mit der Familie oder besucht mal die Großeltern, aber die Zeiten des Eiersuchens sind ja nun wirklich vorbei. Es gibt wichtigere Feiertage im Jahr«, möchte der Schüler Ostern ebenso weniger Bedeutung im Vergleich zu Weihnachten zusprechen, wie der Veranstaltungstechniker Jens Dresselhaus. »Mir ist nicht bewusst, das Osterfest jemals groß gefeiert zu haben. An Weihnachten gehört das Beisammensein mit der Familie einfach dazu, hier ist es aber komplett anders«, so der 24-Jährige. Ähnlich denkt auch der Schloß Holte-Stukenbrocker Danny Schwarz: »Als Kind die Illusion zu haben, dass der Osterhase kommt und die Eier versteckt, war schon toll. Aber sobald man herausfindet, dass die Geschenke nicht von dem Tier mit den langen Ohren kommen, wird auch das Interesse gemildert.«
Die Meinungen der Schloß Holte-Stukenbrocker gehen bezüglich des Osterfestes in so manchen Punkten stark auseinander. Andrea Fulland-Middeke würde sogar soweit gehen, Feiertage wie diese zu streichen und abzuschaffen. »Der Sinn ist verloren gegangen, an den kirchlichen Hintergrund denken nur wenige. Ich ignoriere das Getue und kaufe die Geschenke lieber auf ein gesamtes Jahr verteilt«, erklärt sie. Die Hotelkauffrau Katrin Schmidt versucht ihren Kindern, wie sie selbst sagt, die Vision von Osterhasen und bunten Eiern in einer intensiven Art und Weise beizubringen. »Es ist schön für sie, noch träumen zu können.« Und auch das Ehepaar Wilke ist überzeugt davon, den Sinn und die Bräuche von Ostern nicht mit der Zeit verschwimmen zu lassen. »Würden die Menschen teilweise nur ein wenig nach den christlichen Grundsätzen leben und diese beachten, ginge auf der Welt so einiges einfacher«, lässt Christel Wilke den Rest ihrer Antwort offen.

Artikel vom 25.03.2005