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SS verteidigte bis zuletzt: drei Zivilisten starben

Altenbeken erlebte heute vor 60 Jahren das Kriegsende

Altenbeken (WV). Am 4. April 1945 wurde Altenbeken von amerikanischen Soldaten eingenommen. Doch fanatische Hitleranhänger wollten bis zuletzt nicht begreifen, dass der Krieg für Deutschland verloren war. Durch ihren unsinnigen Widerstand kamen drei Bewohner des Eggedorfes ums Leben.
Es war Dienstag, der 3. April 1945, als die Amerikaner mit Panzerspähwagen bis zum großen Viadukt vorstießen, sich dann aber wieder zurückzogen. Auf der Höhe des Sommerberges war Maschinengewehrfeuer zu hören, dann aber wurde es wieder ruhig. Am 4. April aber, morgens um 8 Uhr, wurde auf dem Bahnhof der Betrieb eingestellt, es fuhr kein Zug mehr. Gegen 10 Uhr setzte starkes Maschinengewehrfeuer im Westen ein und es schlugen einzelne Artilleriegranaten ein.
Die Altenbekener saßen voller Unruhe in Kellern, Bunkern und Wasserdurchlässen. Man sah vereinzelte deutsche Soldaten und SS-Männer im Ort, die sich aber nach einem kurzen Gefecht in Richtung Bollerborn, Driburger Grund und auf die Höhen des Eggewaldes zurückzogen. Die Soldaten sollen Altenbeken verteidigen und insbesondere bei der Alten Kirche die Straße unpassierbar machen, um den amerikanischen Panzern den Weg zu versperren.
In der von Dr. Schulze verfassten Kriegschronik heißt es: »Was sollen aber die wenigen SS-Leute und Soldaten ohne schwere Waffen gegen Panzer ausrichten? Jeder vernünftige Mensch muss doch einsehen, dass Widerstand zwecklos ist. Der Krieg ist für Deutschland verloren.«
Nachmittags gegen 15 Uhr rückten dann amerikanische Panzertruppen in den Ort vor. Die so genannten Verteidiger zogen sich zurück - doch am kleinen Wasserbogen am Schützenweg, in dem sich viele Altenbekener versteckten, kam es zu Schießereien. Im nahegelegenen Driburger Grund waren Soldaten und SS-Leute in Deckung gegangen und befahlen den Schutzsuchenden im Wasserdurchlass, die weiße Fahne, die sie schon gehisst hatten, einzuziehen.
Als sich einige Mutige nach draußen wagten, um dem Befehl zu folgen, eröffneten die amerikanischen Panzersoldaten das Feuer. Noch auf der Stelle starben die 17 Jahre alte Klara Koch und der 47-jährige Johannes Kemper. Johannes Eusterholz (51) erlag zwei Tage später seinen schweren Verletzungen.
Den ganzen Nachmittag bis 18 Uhr sowie am nächsten Tag rollten schwere Panzer durch Altenbeken in Richtung Buke und Rehberg. Die Amerikaner richteten in Altenbeken eine Ortskommandantur ein und ließen eine Besatzungstruppe zurück.
(notiert von Rudolf Koch)

Artikel vom 04.04.2005