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Schönen Schein gebrochen

Installation »Studio_Photo« in der MARTa-Kapelle


Herford (rkl). Wer sich in diesen Tagen der MARTa-Kapelle nähert, könnte denken, hier sei ein Foto-Studio eröffnet worden. Riskiert er jedoch einen näheren Blick, wird er merken, dass hier lediglich jemand mit dieser Assoziation spielt. Philipp Ottendörfer ist der Name des Fotografen, der in dem Eckschaufenster an der Radewiger Straße/Löhrstraße die Installation »Studio_Photo« zeigt.
Der Foto-Design-Student präsentiert hier bis zum 24. April eine Reihe von Portraits, die er eigens für diesen Raum geschaffen hat. Die Fotos sind auf unterschiedlichen Ebenen gehängt, so dass eine Tiefenwirkung entsteht. Mit der geschönten Wirklichkeit realer Fotostudio-Auslagen haben seine Aufnahmen wenig gemein. Obwohl Ottendörfer als gelernter Fotograf alle technischen Mittel der Studiofotografie genutzt hat, weisen seine Aufnahmen bewusste Brüche auf, die den Betrachter irritieren, aber auch sein Interesse erregen. Einige der Personen drehen sich weg, andere blicken starr, fragend oder abschätzend in die Kamera. Eine junge Frau scheint sogar gerade im Begriff zu sein, wieder aufzustehen. Ottendörfer hat die Fotos nicht geschönt, jede Pore und jeder Haarstoppel ist sichtbar.
»Ich hatte gewissen Vorstellungen, wer welchen Ausdruck annehmen konnte, doch manchmal ergaben sich auch in der Interaktion im Studio neue Ideen«, berichtet der Fotograf. »Die meisten haben sich in den Aufnahmen gut wiedererkannt«, ergänzt er. »Diese ungeschminkten, wenn auch inszenierten, Fotos kommen dem wahren Menschen anscheinend näher als manches strahlende Studio-Bild.«
Die Ausstellung des 28-Jährigen ist das Ergebnis einer Kooperation von MARTa und Prof. Emmanuel Raab von der Fachhochschule Bielefeld, an der Ottendörfer studiert.

Artikel vom 25.03.2005