25.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Passion in eindringlichen Bildern

Evert Zwaan malt »Die letzten sieben Worte« - Ausstellung derzeit im Bielefelder Johannesstift

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die sieben Bilder sind klein, haben gerade einmal DIN A4-Format. Doch ihre Wirkung ist umso größer. Das mag an den starken Pastell-Tönen liegen, das ist aber auch ihre Symbolik. »Passio« hat der Steinhagener Künstler Evert Zwaan den Zyklus genannt, der die Leidensgeschichte, die Passion Christi so eindringlich in Bilder fasst. Bilder, die geschaffen sind für diesen Tag, Karfreitag, und die auch den Auferstehungs-, den Ostergedanken, schon in sich tragen.

»Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze« stehen hinter Zwaans »Passio«-Pastellen. An verschiedenen Stellen, etwas verstreut, findet man sie bei den Evangelisten. Die Bilderfolge ist derzeit in der Kapelle des Johannesstifts in Bielefeld zu sehen.
Evert Zwaan hat am heutigen Karfreitag Geburtstag, 64 Jahre wird er alt. Dass er in diese Jahreszeit hineingeboren wurde, darauf führt er eine gewisse Affinität zur Passionszeit zurück: »Sie ist für mich eine Zeit von musikalischer Spannung im Beginn des Frühlings«, sagt der Maler, dessen Passion schon seit Kindertagen auch die Musik ist. Besonders die Matthäus- und Johannespassion Johann Sebastian Bachs haben es ihm seit Kindertagen angetan. Als Jugendlicher und Erwachsener hat er sie in verschiedenen Chören vielfach selbst singen dürfen: »Die Musik von Bach hat etwas Geheimnisvolles und bleibt deshalb anspruchsvoll.«
Seiner Bewunderung verlieh der Künstler in einem Bild Ausdruck, das Bachs Leben und Werk mit Musiktheorie und biblischer Symbolik verknüpft. Es bildet den Ausgangspunkt zu den »Sieben letzten Worten«. Auch Joseph Haydn inspirierte den gebürtigen Niederländer zum Bilder-Zyklus, hat er doch die »Sieben Worte« für Streichquartett, später für Chor und Orchester geschrieben.
Wieder und wieder hörte Evert Zwaan das Werk, als er im Februar 2004 den Zyklus innerhalb von nur drei Tagen schuf. Für eine Ausstellung im Matthias-Claudius-Haus. Das erste Bild, das unter der Pastellkreide Formen annahm, ist im Zyklus das sechste: Das Zitat »Es ist vollbracht« (Joh. 19,30) liegt ihm zugrunde. Stechendes Blau herrscht vor, eine dunkle Woge kommt von unten, helles, gleißendes Licht von oben auf die Kreuz-Szenerie im Mittelpunkt zu. Ein kaltes Bild: »Aber voller Hoffnung«, so der Maler.
Und die Hoffnung, die Verheißung der Auferstehung ist es auch, die alle sieben Werke durchzieht - so düster, so grausig manches von ihnen auch ist. Das erste zum Beispiel: Golgatha. »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Luk. 23,34) steht dahinter: Dargestellt ist die Ankunft auf Golgatha. Blutiges Rot durchzieht das Bild, im Hintergrund die drei Kreuze, die im Zyklus stets wiederkehren - ebenso der als Woge geschwungene Erdboden, der in dieser ersten Szene die Gruppe regelrecht zum Kreuze schwemmt.
Viel Rot auch im letzten Bild: »Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände«, Luk. 23,46. Diesmal aber wird Wärme deutlich. Das stilisierte Kreuz wird zur Gestalt, streckt die Arme dem Licht, dem Himmel entgegen. Gewitter und Erdbeben treten in den Hintergrund, vorne ist Licht.
Herausragend: Bild Nummer drei. Denn nur hier sind Personen dargestellt. Der Dialog »Weib siehe, das ist dein Sohn« - »Siehe, das ist deine Mutter« (Joh. 19,26-27) steht dahinter. Zwei Gestalten knien am Boden, hell und weiß breitet der segnende Jesus die Arme aus. Trotz aller Leiden am Kreuz: »Er ist in der Rolle des Trösters, da sind wieder seine sozialen Aufgaben«, so Zwaan.
Bis zum 3. April sind die Bilder noch in Bielefeld zu sehen. Indes träumt der Maler von einer Fortsetzung seiner Arbeit. Diesmal in großem Format und einem ganz anderen Medium: »Ich möchte jetzt gerne einen Entwurf für ein Kirchenfenster machen.« Bis zum 9. Mai will er das geschafft haben, denn dann stellt Evert Zwaan wieder aus. Diesmal gemeinsam mit dem Kunstkreis Steinhagen im Gütersloher Kreishaus.

Artikel vom 25.03.2005