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»Bin Arminenfan - aber
Finke finde ich toll«

Kein Live-Basketball: Kämpfe fehlt »Premiere«-Decoder

Von Frank Papesch
Gütersloh (WB). Seine offizielle Bezeichnung lautet Geschäftsführer. Doch eigentlich coacht er drei Mannschaften gleichzeitig und ist »Mädchen für alles« auf der Geschäftsstelle. Heute im WB-Sportstudio: Raoul Kämpfe, Trainer des Basketball-Oberligisten DJK Rheda.

Ein halbes Jahr bei der DJK ist vorüber. Wie sieht Ihre bisherige Bilanz aus?Raoul Kämpfe: Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser, da mein Vorgänger mich nicht einarbeiten konnte. Sportlich haben wir alles erreicht, was wir wollten.
Schwierig war es schon, oder?Raoul Kämpfe: Ja, sicher. Besonders, wenn man bedenkt, dass wir mit nur drei echten Senioren und sonst nur 16-Jährigen den Klassenerhalt geschafft haben. Da bin ich schon stolz.
Wie geht es in Zukunft weiter, was geschieht mit dem Kader?Raoul Kämpfe: Ich suche noch den einen oder anderen Spieler, zumal wir viele Abgänge zu verzeichnen haben. Nick Schneiders beginnt ein Basketballstipendium in den USA, Justus Burow studiert in Heidelberg. Außerdem verlieren wir Michael Rust, der beruflich nach Leverkusen muss.
Also wird es in der nächsten Saison wieder knapp. Werden sechs Siege noch einmal für den Klassenerhalt ausreichen?Raoul Kämpfe: Nein, auf keinen Fall. In dieser Saison ist schon alles optimal gelaufen. Brackwede zum Beispiel hat viele Spiele nur knapp verloren. Ein Sieg mehr - und wir wären weg gewesen.
Beobachten Sie neben dem Basketball in Deutschland auch die Entwicklung des NBA-Superstars Dirk Nowitzki?Raoul Kämpfe: Dafür habe ich nicht die Zeit. Ich bin dreimal die Woche bis spät abends in Rheda. Und im Fernsehen werden die NBA-Spiele immer am Nachmittag übertragen, wenn man kein Premiere hat. Außerdem möchte meine Freundin ja auch noch etwas von mir haben. In den Videotext schaue ich aber schon manchmal.
Aber Basketball-Bundesliga verfolgen Sie doch am Bildschirm?Raoul Kämpfe: Auch die wird ja leider nur auf Premiere gezeigt, das ärgert mich sehr. Zumal der Basketball hierzulande nicht so abgehoben ist wie in den USA.
Das Leben besteht nicht nur aus Basketball. Was machen Sie, wenn sie gerade nicht mit Bällen hantieren?Raoul Kämpfe: Im Moment bin ich gerade am Umziehen, das bedeutet schon viel Aufwand und kostet Zeit. Sonst versuche ich mich mit Freunden zu treffen, was aufgrund der Arbeitszeiten in Rheda unter der Woche schwierig ist. Am Wochenende bin ich ansonsten mit meinen Mannschaften unterwegs.
Und ihre Freundin gibt es ja auch noch?Raoul Kämpfe: Ja. Da sie auch Basketball spielt und eine Mannschaft trainiert, ist es an den Wochenenden immer eng. Da muss man sich die Zeit irgendwie nehmen.
Jetzt beginnt die Streetball-Saison. Können die Turniere dem Basketball im Kreis helfen?Raoul Kämpfe: Ich denke, Turniere sind gut, aber um den Vereinen zu helfen, muss Basketball in den Schulen häufiger gespielt werden. Da müssen AGs her. Früher war der Basketballkreis OWL mal stark, das ist im Moment nicht mehr so.
In der vorletzten Spielzeit gab es öfters Ärger mit Spielern der damaligen SG Gütersloh-Rheda. Mussten Sie in diesem Jahr auch mal eingreifen?Raoul Kämpfe: Nein, alle Spieler haben sich absolut ruhig und vorbildlich verhalten. Lediglich Johannes Keyserlink war mal zwei Spiele gesperrt, bevor ich kam. Ich war mit dem Team in diesem Punkt voll zufrieden.
Im Fußball schlägt der Schiedsrichterskandal immer noch Wellen. Hat er auch den Basketball erreicht?Raoul Kämpfe: Nein, nicht auf dem Level, auf dem wir spielen. Da geht es noch nicht um Geld. Ich will auch keinem Schiedsrichter etwas unterstellen, auch wenn er mal falsche Entscheidungen trifft.
Haben sie ein Vorbild aus dem Bereich Spieler oder Trainer?Raoul Kämpfe: Als Trainer finde ich Volker Finke vom SC Freiburg ganz toll. Der hat wie ich nie hochklassig gespielt. Ich kann zwar auf ein paar Oberligaeinsätze zurückblicken, aber mein Zug als Spieler ist abgefahren. Da habe ich kein Vorbild. Finke macht seit 15 Jahren gute Arbeit in Freiburg. Die spielen echt schönen Fußball, auch wenn sie in diesem Jahr wohl leider absteigen werden. Wenn meine Jungs irgendwann mal ansehnlichen Basketball spielen, wäre ich schon sehr zufrieden.
Also würden sie sich als Freiburg-Fan outen.Raoul Kämpfe: Schon etwas. Aber eigentlich schwärme ich für Arminia Bielefeld.

Artikel vom 25.03.2005