16.04.2005
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»Ich hätte nie gedacht, dass ich so eine große Anerkennung bekommen würde«, sagt Orlovic, der sich früh als Fußballer und Tüftler einen Namen machte. Seine bislang erfolgreichste Erfindung ist das so genannte »Fubi«, ein Tisch-Fußballspiel mit Billard-Effekt, das er Ende der 1980er Jahre zusammen mit dem deutschen Nationalspieler Pierre Littbarski vermarktete.
Als »Litti« sich dann Richtung Japan verabschiedete, riss der Kontakt ab. Zuvor aber hatte er seine Nationalmannschafts-Kollegen mit dem »Fubi«-Virus infiziert. Ivo Orlovic musste der damaligen Beckenbauer-Truppe sogar ins Trainingslager nachreisen und Spiele nachliefern. »Damit war ich auch ein bisschen Schuld, dass Deutschland 1990 in Rom Weltmeister geworden ist«, sagt der ehemalige Spielführer der kroatischen U18-Nationalmannschaft lachend. Für die Fußball-WM 2006 in Deutschland steht er nun erneut in Verhandlungen. »Es sieht gut aus, dass ich mit Fubi dabei bin«, so Orlovic. Und vielleicht hat die deutsche Mannschaft dann ja einen ähnlichen Erfolg, wie der 58-Jährige auf den Innovationsmessen in Zagreb, Nürnberg, Brüssel und Genf. Die Silber-Medaillen erhielt er für seine Angelhaken in Kroatien und Belgien, Bronze gab es in der Schweiz und Nürnberg. Dort beteiligten sich 650 Aussteller aus 35 Ländern an der Messe. »Meine Angelhaken beschädigen den Fisch nicht so wie normale Haken. Sie ermöglichen eine schonende Art des Fischfangs«, erklärt Ivo Orlovic. »Herkömmliche Haken verschlucken die Fische oft mitsamt Köder. Wenn es ihnen gelingt, sich noch von der Angelschnur zu befreien, verenden sie elendig im Wasser. Das kann bei meinen Haken nicht passieren«, berichtet Orlovic.
Wenn die Fische anbeißen, löst sich die Spannung des zweiarmigen Hakens, der wie eine Maulsperre wirkt. »Die Fische schlucken nur den Köder und können sich auch nicht so einfach von der Angel befreien. Außerdem tragen sie keine inneren Verletzungen davon«, erläutert der Familienvater. Gut geeignet seien die neuartigen Angelhaken, deren Rechte sich Orlovic weltweit hat schützen lassen, daher zum Beispiel für Sportfischer, die die Tiere nach dem Fang unbeschadet zurück ins Wasser werfen könnten.
Orlovic lebt seit 35 Jahren in Deutschland. In Kroatien war er einst der jüngste Fußballprofi des Landes, bestach beim Hauptstadtclub »Zagreb Zagreb«Êdurch seine Schnelligkeit (10,8 Sekunden auf 100 Meter). In Deutschland wollte er mit dem Fußball Geld für die Familie in Kroatien verdienen, spielte beim damaligen Zweitligisten VfL Neuss und den Amateuren von Bayer Leverkusen, bevor eine Verletzung die Profi-Karriere stoppte.
Sein Geld verdiente er fortan in verantwortlichen Positionen in den Kernkraftwerken Würgassen und Hamm (Mess- und Regeltechnik). Mittlerweile hat er den Beruf allerdings aufgegeben, um ganz für die Familie da zu sein. Sohn Martin ist schwer behindert, muss rund um die Uhr betreut werden. »Meine Frau und ich sind immer für ihn da«, sagt Ivo Orlovic. Freie Stunden nutzt der phantasiereiche Ex-Fußballer oft zum Nachdenken. Vor dem Angelhaken hat er ein Lernspiel für Kinder ab sechs Jahren entwickelt.
»Das verrückte Duell der Buchstaben und Zahlen«, in dessen Verlauf Kinder spielerisch zeitgleich mit Buchstaben und Zahlen vertraut gemacht werden, stellte er auf der Nürnberger Spielzeugmesse vor.
Der Westermann-Verlag fand daraufhin Gefallen an dem Lernspiel und brachte es auf den Markt.
Im Sommer fährt Familie Orlovic gern in die alte Heimat nach Kroatien. Im Ferienhaus in Pula fühlt sich auch Sohn Martin sehr wohl. »Er schläft dort viel besser«, berichtet Orlovic. Abends sitzt die Familie oft auf der Terrasse vor dem Haus und grillt frischen Fisch. »Dafür lasse ich jedes Steak liegen«, sagt Ivo Orlovic.
Dass er den Fisch zuvor mit seinen neuartigen Angelhaken eigenhändig aus der Adria gefischt hat, versteht sich von selbst.
Artikel vom 16.04.2005