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Bankräuber in TSG-Kiste?

Turbulenzen bei Verls Gegner Sprockhövel: Huber für Silberbach

Verl (cas). Sprockhövel - dieser Name weckt beim SC Verl recht schmerzhafte Erinnerungen: Im November vergangenen Jahres flog dort ein schwacher SCV sang- und klanglos aus Westfalen-Pokal raus. Mehr noch: Der damalige Trainer Reinhard Schröter warf nach der Schlappe die Brocken hin. Frustriert und resigniert. »Ich kann hier nichts mehr bewegen.«

Sein Nachfolger will es Ostermontag besser machen. »Aber niemand sollte glauben, dass wir die bevorstehende Aufgabe mit links lösen können«, warnt Mario Ermisch. Um sich auf die Platzverhältnisse in Sprockhövel einzustimmen, findet das Verler Abschlusstraining am Samstag auf dem Kunstrasen-Geläuf in Sürenheide statt. An seinen letzten Auftritt bei der TSG - damals noch mit dem VfB Fichte Bielefeld - denkt Ermisch mit gemischten Gefühlen zurück: Seiner Mannschaft blieben nur zehn Minuten zum Aufwärmen, weil bis kurz vor dem Anstoß die TSG-Reserve den Platz noch in Anspruch nahm.
Sprockhövel, eine etwas andere Fußball-Welt. Für Schlagzeilen sorgte Torwart Manuel Kurz, der kürzlich wegen eines Banküberfalls zu einer zweijährigen Haftstrafe verdonnert wurde. Die TSG verstieß aber ihren Keeper nicht, der als Freigänger weiter mittrainieren kann. Nicht ausgeschlossen, dass Kurz gegen Verl zwischen den Pfosten steht oder zumindest auf der Bank sitzt.
Denn der etatmäßige Keeper Thomas Grefen handelte sich vergangenen Sonntag die rote Karte ein. Mario Ermisch steht den »Resozialisierungs-Maßnahmen« im Fall Kurz eher skeptisch gegenüber: »Ich kann mir kaum vorstellen, dass der SC Verl mit einem als Bankräuber verurteilten Spieler noch weitermachen würde.«
Erneut in die Schlagzeilen, wenngleich nicht ganz so dramatisch, geriet Sprockhövel vor einigen Tagen: Trotz des 4:3-Sieges gegen den SV Lippstadt, drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf, trennte sich die TSG am Mittwoch vorzeitig von Trainer Jörg Silberbach. Weil sein künftiger Verein Kornharpen ebenfalls um den Klassenerhalt ringt und beide Klubs als direkte Konkurrenten auch noch gegeneinander spielen müssen, wollte Vorstandsmitglied Uli Meister mit der Kündigung möglichen Interessenkonflikten vorbeugen. »Ich kann diese Maßnahme nachvollziehen«, akzeptiert Jörg Silberbach die Entscheidung gegen ihn. Immerhin sechseinhalb Jahre hatte Guido Silberbachs Bruder am »Baumbach« erfolgreich gearbeitet.
Der neue Mann - ein alter Bekannter: Lothar Huber wird gegen SC Verl erstmals die TSG betreuen. Und der ehemalige Coach des SC Hassel, hauptberuflich bei Borussia Dortmund als Rasenpfleger angestellt, ist froh, wieder als Übungsleiter arbeiten zu dürfen. Der Ex-Profi: »Ich habe schnell gemerkt, dass mir der Fußball sehr fehlt.«
Der Trainerwechsel dürfte Sprockhövel, das gegen Lippstadt einen 0:2-Rückstand wettmachte, noch mehr motivieren. »Wir werden dagegen halten«, verspricht Ermisch, dem bis auf Angelo Vier alle Akteure zur Verfügung stehen. Am Donnerstag geht's gleich weiter mit der Nachholpartie gegen Rheine, drei Tage später kommt schon SG Wattenscheid. »Ich denke nur von Spiel zu Spiel«, zählt für Verls »Super-Mario« erstmal die auch nicht gerade leichte Aufgabe in Sprockhövel.

Artikel vom 25.03.2005