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Das Wort zum Sonntag

Von Hilke Vollert, Pfarrerin in Holzhausen


»Wenn dein Kind dich morgen fragt. . . « - unter diesem Motto findet im Mai der Evangelische Kirchentag in Hannover statt. »Gut, wenn du eine Antwort weißt«, so heißt es ergänzend auf den Plakaten zum Kirchentag.
Kinder fragen viel und sie stellen auch religiöse Fragen. Es ist gar nicht so einfach, immer Antworten auf die Fragen zu finden. Manches wissen wir selbst nicht. Fragen die Kinder nach Weihnachten, geht es ja vielleicht noch. Aber stellen sie Fragen nach Ostern, dann fühlen sich viele Erwachsene überfordert. Mir fällt die Antwort auch nicht so leicht. Jesus ist von den Toten auferstanden. Gott hat ihn auferweckt. Das Grab war leer. Wie soll ich das einem Kind erklären, ohne dass es zu trocken oder merkwürdig daherkommt?
Die Evangelisten in der Bibel, die die Osterereignisse schildern, versuchen nicht zu erklären. Sie erzählen von Menschen, die erlebt haben, dass Jesus lebt. Meine Lieblingsgeschichte für Ostern ist die Geschichte von den Emmausjüngern (Lk 24, 13-35).
Zwei Jünger gehen von Jerusalem nach Emmaus. Sie sind sehr traurig, denn sie waren Jesus gefolgt, sie sind die ganze Zeit mit ihm zusammen gewesen. Nun war er vor drei Tagen gekreuzigt worden, alle Hoffnung auf Veränderung war dahin und sie waren tief betrübt.
Sie erzählen sich die ganze Geschichte noch einmal, erinnern sich an die guten Zeiten und wie alles ein so schlimmes Ende nehmen konnte. Sie gehen und es kommt jemand zu ihnen, geht mit ihnen. Es ist Jesus selbst, aber sie sind so traurig, dass sie ihn nicht erkennen. Und er fragt sie, was sie haben und sie erzählen ihm die ganze Geschichte von Jesus, von seinem Leben und von seinem Tod.
Es wird Abend, sie erreichen ihr Ziel und bitten den Unbekannten, bei ihnen zu bleiben und mit ihnen zu essen. Und beim Essen erkennen sie Jesus an einer typischen Geste, er nimmt das Brot, dankt, bricht es und gibt es ihnen. Und da erkennen sie ihn, ihre Augen werden plötzlich geöffnet.
Kaum haben sie ihn erkannt, entzieht er sich ihnen wieder, er verschwindet vor ihren Augen. Und nun merken sie erst, wie sie schon auf dem Weg gefühlt haben, dass Jesus bei ihnen ist. »Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?«
Wenn dein Kind dich morgen fragt, dann ist es gut, eine Antwort zu wissen. Gerade für die Fragen zu Ostern ist es gut, Kindern antworten zu können. Aber die Antwort muss keine Erklärung sein, sondern vielmehr das Erzählen der Ostergeschichten. Es sind die Erfahrungen, die Menschen gemacht haben: Jesus lebt und er ist mit uns auf dem Weg.

Artikel vom 25.03.2005