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Leben ohne Geld meistern

Autorin stellte ihr Buch »Das Sterntalerexperiment« vor


Herford (nie). Wie man sein Leben ganz ohne Geld meistert, erklärte Heidemarie Schwermer am Donnerstagabend im Provinzbuchladen in der Hämelinger Straße. Ihre Buchvorstellung »Das Sterntalerexperiment« fand bei den Besuchern großes Interesse. Die Dortmunder Lehrerin und Psychotherapeutin fasst seit neun Jahren kein Geld mehr an und ist überzeugt: »Es funktioniert, ich fühle mich von Jahr zu Jahr besser.« Sie selbst bezeichnet sich als Futuristin und verstärkt diesen Gedanken mit ihrer eigenen Philosophie. »Irgendwann werden wir alle ohne Geld leben«, meint sie. Schwermer gehört zu den Mitbegründern des Tauschrings Dortmund und rief das »gib & nimm Spiel« ins Leben. Jeder, der diesen bunten Aufkleber offen trägt, ist Neuem gegenüber aufgeschlossen und hilft.
Ihr Lebensmodell eigne sich für alle kulturell-kreativen Menschen, die ihre Umwelt wahrnehmen und etwas verändern möchten. Ohne Geld durchs Leben zu kommen, funktioniert auf verschiedene Weise, jedoch keineswegs ohne fremde Hilfe. »Wir müssen lernen, eine Bereicherung füreinander zu sein und keine Konkurrenz«, sagte Schwermer. Mit Schmarotzen habe dies jedoch in keiner Hinsicht zu tun, beteuert Schwermer, die für ihren Lebensunterhalt arbeitet, indem sie putzt, kocht, Kinder hütet oder Wohnungen in der Urlaubszeit bewacht. Sogar um den Tod kreisen ihre Gedanken.
Zurzeit verhandelt sie mit einem Beerdigungsunternehmen, das sie nach 100 Stunden als Trauerbeauftragte später kostenlos beerdigen wird. »Nachdem das als Experiment gestartete ÝLebenÜ so wunderbar funktionierte, gab ich meine Praxis auf, kündigte meine Wohnung und meine Krankenversicherung«, sagt sie.
In ihrem Buch »Das Sterntalerexperiment« erläutert Schwermer, wie sie den Weg aus dem System geschafft hat. »Jeder soll so leben, wie er möchte, aber vielleicht gibt mein Buch noch einige Anregungen, es intensiver werden zu lassen.« Auch der Tauschring Herford hat sich das Geben und Nehmen zur Aufgabe gemacht. Die 20 Teilnehmer treffen sich jeden dritten Donnerstag im Fingerhütchenladen von Heidrun Mildner in der Credenstraße. Gäste sind willkommen.

Artikel vom 24.03.2005