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Salzkotten wächst, besonders in östlicher Richtung. Bis zum Jahr 2007 werden entlang der Tudorfer Straße rund 2800 Menschen leben. Einen Nahversorger gibt es hier bislang nicht.

»Kleine Lösung« für den Osten

Diplom-Ökonom Michael Giese stellt Gutachten vor - Lebensmittel im Überangebot

Von Marion Neesen (Text und Foto)
Salzkotten (WV). An der Heder lässt es sich gut einkaufen. In allen Branchen und Warengruppen verfügt Salzkotten über ein ausreichendes, im Lebensmittelbereich sogar über ein zu großes Angebot. Defizite in der Nahversorgung gibt es lediglich in den östlichen Wohngebieten entlang der Tudorfer und der Wewelsburger Straße.

Das jedenfalls sind die Erkenntnisse aus dem ersten Teil des Einzelhandelsgutachtens, das Diplom-Ökonom Michael Giese, Projektleiter bei der Kölner Unternehmensberatung BBE, jetzt dem Salzkottener Rat vorstellte. Derzeit werden in Salzkotten auf 11 225 Quadratmetern Lebensmittel verkauft. Damit stehen jedem Einwohner rund 0,46 Quadratmeter zur Verfügung. Schon das sei überdurchschnittlich, so Giese. Bei geplanten Märkten an der Geseker Straße und an der Tudorfer Straße stiege der Wert auf 0,52 Quadratmeter pro Einwohner. Einen Vollversorger im östlichen Salzkotten wird es trotz des gutachterlich bestätigten Defizits dennoch nicht geben. Den Planungen, auf dem Gelände der Holzhandlung Claes einen Lebensmittelmarkt mit 550 Quadratmetern Verkaufsfläche und angeschlossenem Getränkemarkt zu errichten, erteilte der Experte aus Köln eine Absage. Ein Vollversorger in dieser Größenordnung sei nicht »Fleisch noch Fisch«, so Giese. Auf 550 Quadratmetern könne unmöglich das typische Sortiment angeboten werden. Einschränkungen im Gesamtsortiment seien die Folge, die Konkurrenzfähigkeit ginge verloren.
Prognosen der Stadt Salzkotten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2007 rund 2800 Menschen im östlichen Salzkotten leben werden. Das reiche für einen Vollversorger in der geplanten Größe aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht aus, sagte der Diplom-Ökonom. Mit zusätzlicher Kundschaft aus der Kernstadt sowie aus Obern- und Niederntudorf sei nicht zu rechnen. Giese empfahl den Mandatsträgern, dem Vorhaben in der geplanten Größe nicht zuzustimmen. Zudem sei eine Verträglichkeit mit der bestehenden Nahversorgungsstruktur nicht gegeben. Existenzbedrohend sei ein solcher Markt für Geschäfte wie Minipreis, Rewe oder Aldi aber nicht. Auch an der Paderborner Straße sollten keine Lebensmittelmärkte entstehen. Jede zusätzliche großflächige Ansiedlung von Nahversorgungsangeboten würde sich, so heißt es im Gutachten, nachteilig auf die Angebotsstruktur auswirken. Eigentlich hätte der Diplom-Ökonom auch gern von einem neuen Discountmarkt an der Geseker Straße abgeraten. Hier gibt es jedoch einen Bestandsschutz, da an gleicher Stelle bereits ein Tengelmann-Markt genehmigt worden war und existierte.
Für das Wohngebiet im Osten empfahl Giese eine »kleine Lösung«. Einem Drogeriemarkt in zentraler Lage als Magnetbetrieb mit angeschlossenem Bäcker und Metzger (Verkaufsfläche insgesamt 350 Quadratmeter) räumte er Überlebenschancen ein. Das Angebot könnte mit Tabakwaren und Zeitungen sowie Obst, Gemüse oder Blumen erweitert werden. So könnten maximal 500 Quadratmeter Verkaufsfläche in kleinteiliger Angebotsform entstehen. Bürgermeister Michael Dreier will schon heute mit Josef Claes Gespräche aufnehmen und ermitteln, ob eine solche Lösung realisierbar ist.
Dreier zeigte sich insgesamt zufrieden mit den Ergebnissen aus dem Gutachten: »Es hat das deutliche Überangebot an Lebensmittelmärkten aufgezeigt. Daher sollten wir sowohl an der Paderborner Straße als auch an der Tudorfer Straße keine neuen Märkte genehmigen.« Um weitere Erkenntnisse über den Einzelhandel in Salzkotten zu gewinnen, gaben die Ratsmitglieder auch den zweiten Teil des Gutachtens in Auftrag. Jetzt soll der gesamte Einzelhandel unter die Lupe genommen werden. Ergebnisse werden bereits im Juni erwartet.

Artikel vom 23.03.2005