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Nachhilfe für jedes vierte Kind

Hitzige Diskussion zum Thema »Neue Formen der Lernkultur«


Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen (nie). Eine hitzige Diskussion zum Thema »Neue Formen der Lernkultur« entfachte kürzlich im Daniel-Pöppelmann-Haus, wo dieses Thema auf Einladung der Herforder FDP auf dem Programm stand. Mehrere Experten bereicherten die Gespräche mit Fachwissen und eigenen Vorstellungen von Bildungspolitik. Thematisiert wurde vor allem die verpflichtende Ganztagsschule, die fehlende Selbstorganisation der Schulen und die Möglichkeit, das lebenslange Lernen zu realisieren.
Stephen Paul, FDP-Fraktionsvorsitzender im Herforder Kreistag, legte die derzeitige Schulsituation vorab dar: »1300 Unterrichtsstunden fallen pro Woche im Kreis Herford aus, jedes vierte Kind benötigt Nachhilfeunterricht, jedes fünfte Kind verlässt ohne Abschluss die Schule und pro Jahrgang wird ein Schüler nicht in die nächst höhere Klasse versetzt. An diesem Bildungssystem kann etwas nicht stimmen«.
Einig waren sich die Experten darin, dass mehr Geld in die Ganztagsbildung und die Elementarbildung investiert werden müsse. Gestärkt werden solle ebenfalls die Erwachsenenweiterbildung.
Gastgeberin Sonja Ziemann-Heitkemper, Leiterin des Liberalen Forums Kultur, sprach sich für einen selbstorganisierten und selbstgesteuerten Bildungsprozess der Schulen aus. Mit Unverständnis reagierten Schulleiter Achim Körbitz (Otto Hahn-Realschule) und Doris Römer (Anna-Siemsen-Berufskolleg) auf die Skepsis gegenüber der Ganztagsschule: »Unsere Kinder können nicht an einem halben Tag das lernen, was andere europäische Schulen innerhalb von acht Stunden vermitteln.« Elke Wehrmann-Horst, Familientherapeutin und Gymnasiallehrerin, plädierte für die »Unterstützungskultur«: »Heute muss man nicht nur das Lernen lehren, sondern auch vermehrt das Leben.«

Artikel vom 24.03.2005