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Sichere Jobs
und hohe
Investitionen

Sonopress lässt länger arbeiten

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Die gut 1000 Gütersloher Mitarbeiter der Bertelsmann-Arvato-Tochter Sonopress werden vom kommenden Monat an anderthalb Stunden mehr pro Woche arbeiten. Dafür stellte ihnen das Unternehmen eine Job-Garantie bis Ende 2008 und hohe Investitionen am Standort Gütersloh in Aussicht.

98 Prozent der Belegschaft haben nach Angaben von Arvato-Sprecher Gernot Wolf solch einer Einzelvereinbarung bereits zugestimmt. Danach soll die wöchentliche Arbeitszeit zum 1. April von 37 auf 38,5 Stunden angehoben werden. Im Gegenzug garantiert das Unternehmen den Mitarbeitern bis Ende 2008 sichere Arbeitsplätze. Ebenso wurden den Angestellten Investitionen mit einem Volumen von bis zu neun Millionen Euro in Aussicht gestellt. Über die Anschaffung von bis zu sechs neuen DVD-Druckmaschinen hat der Arvato-Vorstand allerdings noch nicht entschieden.
Roland Siebeck, Betriebsratsvorsitzender bei Sonopress, hat sich in der Belegschaft für eine Annahme der Vereinbarung eingesetzt. »Unsere Konkurrenz-Unternehmen lassen bereits alle mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die Produktion von CDs und DVDs soll immer mehr verbilligt werden.« Um am Markt mitzuhalten, hätten die Mitarbeiter Opfer bringen müssen. Mitbewerber wie die kanadische Cinram-Gruppe zahlten darüber hinaus nicht nach dem für Sonopress gültigen Tarif aus der Druckindustrie. Die meisten Sonopress-Konkurrenten stammten aus der chemischen Industrie und hielten sich an die weitaus günstigeren Konditionen der IG Chemie.
Siebeck lobt die offene und faire Verhandlung mit der Unternehmensleitung. Von den mitunter erpresserischen Methoden in anderen Branchen könne hier wirklich keine Rede sein. Siebeck verwahrt sich jedoch gegen die bei der Bertelsmann-Bilanz-Pressekonferenz gefallene Bemerkung, Sonopress habe noch Hausaufgaben zu erledigen: »Sonopress Europa hat seine Aufgaben erledigt. Es gibt noch ein paar Baustellen. Die liegen aber nicht auf unserem Kontinent.«
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehnt die bei Sonopress getroffenen Einzelvereinbarungen ab, weil in der Druckindustrie gegenwärtig Tarifverhandlungen geführt würden. Ansonsten habe die Gewerkschaft Verständnis für die wirtschaftliche Situation von Sonopress. Mit der Einigung auf die 38,5-Stunden-Woche sei ein vertretbarer Kompromiss mit der Unternehmensleitung erzielt worden.
Sonopress ist auf die Herstellung und Distribution von CDs und DVDs spezialisiert. Weltweit beschäftigt Sonopress mehr als 3500 Mitarbeiter. Mit mehr als 4,5 Millionen CD- und DVD-Titeln pro Tag gehört Sonopress zu den führenden Medienvervielfältigern.

Artikel vom 23.03.2005