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Wenn Kinder einmal Bruch machen

Trotz zermatschter Tomaten sehen die Leiter der Löhner Warenhäuser nicht rot

Von Silke Schade
Löhne (LZ). Die Dosenpyramide hat's ihm angetan. Mit großen Augen schaut der kleine Junge zu dem interessanten Bauwerk mitten im Supermarkt. Es einmal anzufassen, das ist doch gar nicht schlimm, denkt er. Doch ehe er sich versieht, hat er es - holterdipolter - zum Einsturz gebracht.

Solche oder ähnliche Szenen spielen sich von Zeit zu Zeit in Supermärkten ab. Denn beim Einkaufsbummel mit den Eltern gehen Kinder den Dingen gerne auf den Grund. Und weil sich Kinderhand eben noch nicht so geschickt anstellt, läuft dabei manchmal etwas schief. Sahnebecher können aus der Hand rutschen, Glasflaschen zersplittern oder Tomaten zermatscht werden. Was den Eltern oft unendlich peinlich ist, sehen die Mitarbeiter von Löhner Warenhäusern im Allgemeinen gelassen. »Das kann doch jedem passieren«, zeigt Günter Klima, Niederlassungsleiter vom Ratio, Verständnis. »Bei einem Missgeschick werden die Eltern nicht belangt. Das ist für uns selbstverständlich eine Sache der Kulanz.«
Auch Herbert Placke, Geschäftsleiter im Marktkauf, macht daraus kein Drama: »Solange die Waren noch nicht die Kasse passiert haben, nehmen wir den Schaden natürlich auf unsere Kappe.«
Hans-Karl Otto, Inhaber vom Edeka-Neukauf an der Lübbecker Straße, bewertet die Angelegenheit ebenfalls großzügig: »Es sei denn, es handelt sich um einen Erwachsenen, der den Schaden vorsätzlich verursacht hat. Doch das ist wohl in den wenigsten Fällen nachzuweisen.«
In jedem Fall gilt: Es gibt für den Kunden keinen Grund, sich schamhaft zu verstecken und das Malheur zu verschweigen. »Wir sind dankbar, wenn wir sofort Bescheid wissen, damit wir die Schäden möglichst schnell beheben können«, teilt Otto die Meinung seiner Kollegen. Das sei besonders wichtig bei einem zerbrochenen Rote-Beete-Glas und bei Essig- oder Rotwein-Flaschen. »Die hinterlassen sonst Flecken in den Fliesen, die schlecht zu beseitigen sind«, weiß er aus Erfahrung.
Die Großzügigkeit der Marktleiter hat jedoch auch Grenzen. »Falls ein teurer Laptop beschädigt wird, regeln wir das über die Haftpflichtversicherung des Kunden«, sagt Ratio-Leiter Günter Klima. Doch damit es gar nicht so weit kommt, würden Vorkehrungsmaßnahmen getroffen. »Wertvolle Waren bewahren wir verschlossen hinterm Tresen auf. Sie durchlaufen nur die Hände unseres Personals. Da geht normalerweise nichts zu Bruch.«

Artikel vom 23.03.2005