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Zwei Virtuosen an der Gitarre

Musiker bauen Brücken zwischen der Klassik und der Neuzeit

Halle (WB). Verglichen mit einer Blume müsste klassische Gitarrenmusik eine Rose sein. So erhaben und filigran entfaltet sich die Musik, die die beiden Konzertgitarristen Martin Borgschulte und Louis Ignatius Gall ihren Instrumenten entlocken.

In einer kleinen und feinen - fast schon familiären - Atmosphäre im Bürgerzentrum Remise lauschten etwa 30 Zuhörer in die klangvolle Stille hinein. Ungeübte Ohren mussten sich erst an diese Stille gewöhnen, um zu spüren, dass die beiden renommierten Künstler mit ihren Gitarren Geschichten erzählten. Geschichten, die sich in einem Repertoire aus klassischen Gitarrenstücken der verschiedensten Stil- und Zeitepochen und latein-amerikanischen Kompositionen der Neuzeit verbargen.
Geschickt und virtuos bewegten sich die Finger von Martin Borgschulte - den Zuschauern durch zahlreiche Auftritte in der Region bekannt - über das Griffbrett, wagten sich an schnelle Tempi- und Temperamentswechsel heran. Sehr konzentriert, mit geschlossenen Augen, schien er zeitweise die Zuschauer vergessen zu haben und Zwiesprache mit seiner Gitarre zu halten, ja mit ihr zu verschmelzen. Mit großer Fingerfertigkeit hauchte er seinem Instrument die »spanische Seele« ein, benutzte auch den Resonanzkasten der Gitarre als Klangkörper.
Mit nicht weniger Eleganz bestritt der große Meister Louis Ignatius Gall, bei dem Borgschulte in Schule gegangen war, den zweiten Teil des Abends. Die »Klaviatur« der klassischen Gitarre beherrscht er wie kaum ein Zweiter. Fast schon verschmitzt setzte er kleine Saitenzupfer zwischen seine Klangkaskaden. Reihte sie fast zärtlich wie Perlen aneinander, und so verbreitete sich ein südländisches Flair im Raum. Zu schnell vorbei war dieses musikalische Kleinod, das noch hätte gekrönt werden können durch ein Duett der beiden Künstler. Leider waren die beiden nicht dazu zu bewegen. »Das hätten wir üben müssen. Es soll doch gut werden«. Schade. Marion Schweigler

Artikel vom 24.03.2005