24.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tausende bekunden
ihren Glauben

Darsteller tragen Karfreitag das Kreuz Jesu

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Wer bei der Karfreitagsprozession das Kreuz trug, galt teilweise noch in den 30ern als Sünder, Mörder, Ehebrecher oder Brandstifter, der seine Schuld gestanden hatte und auf diese Weise Buße tun wollte. Das sagen zumindest die Volkskundler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Bei der heutigen Kreuztracht steht die demonstrative Buße nicht mehr im Vordergrund, sondern der demonstrative Glaube. Tausende werden am Karfreitag nach Delbrück kommen, um ihren Glauben zu bekunden.

Delbrück gehört zu den acht westfälischen Kirchengemeinden, die mit szenischen Karfreitagsprozessionen an den Tod Jesu erinnern und sich so auf Ostern vorbereiten. In Delbrück wird die Kreuztracht erstmals 1671 erwähnt. In einer Tonbandaufnahme von 1952 wird von 15 000 bis 18 000 Besuchern gesprochen. Morgen werden es 6000 bis 8000 Gläubige sein, die zur Kreuztracht kommen.
Der Christusdarsteller bleibt auch heute anonym, indem er sein Gesicht mit einer Maske verdeckt. Wie in der Bibel beschrieben, unterstützt ihn ein als Simon von Zyrene verkleideter Darsteller dabei, das Kreuz zu tragen. Nur Delbrücks Pfarrer Dr. Thomas Witt kennt die Darsteller.
Vor der Kreuztracht ist zwischen 8 und 9.30 Uhr noch Gelegenheit zur Beichte in der Pfarrkirche. Die Kreuztracht wird um 10 Uhr beginnen. Dann wird immer wieder der Satz »O crux ave spes unica« erklingen: »O Kreuz du einzige Hoffnung«.
Zwei Stunden werden die beiden Darsteller das schwere Holzkreuz, das knapp drei Meter hoch und 2 Meter breit ist, tragen. Etwa 20 Marter-Werkzeuge wie die Dornenkrone oder Nägel werden Messdiener mit auf die Kreuztracht nehmen. Von der Pfarrkirche aus zieht die Prozession über die Lange Straße, die Oststraße zur Ostenländer Straße. Dort wird an den sieben Fußfellen, den Kreuzwegstationen, Halt gemacht und gebetet. An der Kreuzkapelle angekommen wird in diesem Jahr der Jesuitenpater Josef Ullrich aus Dresden die Predigt sprechen. Danach zieht die Karfreitagsprozession unter Beten des Rosenkranzes zurück in die Kirche. Die Kirchengemeinde lädt um 15 Uhr zur Karfreitagsliturgie in die Kirche ein. Um 19 Uhr findet die Kreuzfeier in der Kirche statt. Das Abendgebet in der Kreuzkapelle beendet um 21 Uhr den Karfreitag.

Artikel vom 24.03.2005