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»Müssen jetzt auf die Tube drücken«

Ausgliederung des Stadtarchivs nach wie vor ungeklärt - Mehrheit für Büchereiumbau

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). »Wenn das Geld kommt, müssen wir schnell in die Puschen kommen.« So kommentierte gestern CDU-Fraktionschef Heinrich Esdar die Ankündigung von MdL Karl-Heinz Haseloh, wonach die Stadt Lübbecke mit einer Landesförderung von 950 000 Euro für den Umbau des Alten Rathauses in ein Kultur- und Medienzentrum rechnen kann.

Wie in unserer gestrigen Ausgabe berichtet, soll der Antrag der Stadt für den 1. Bauabschnitt ins Städtebauförderungsprogramm 2005 des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen werden. Baubeginn soll 2006 sein, hofft Bürgermeisterin Susanne Lindemann, zuvor müsse aber noch der politische Raum in Lübbecke abschließend beraten und beschließen.
Denn es gibt Vorgaben: So hat der Stadtrat vor zwei Jahren beschlossen, dass sich die Stadt beim Eigenanteil nur bis zu einer Höhe von einer Million Euro an dem Umbau beteiligt - sonst bleibt alles beim Alten. Die Gesamtmaßnahme besteht aus zwei Bauabschnitten mit einem Gesamtkostenvolumen von 2,5 Millionen Euro. Abzüglich des Eigenanteils und der in Aussicht gestellten 950 000 Euro-Förderung verbleibt ein Rest von gut einer halben Million Euro: mindestens über diese Höhe müsste dann der Förderbescheid für den 2. Bauabschnitt ausfallen.
Denn ein Auseinanderreißen der beiden Bauabschnitte mit Verzicht auf den geplanten Anbau dürfte keine politische Mehrheit in Lübbecke finden. Im 1. Bauabschnitt geht es um die Umgestaltung des Erd- und Dachgeschosses, der Bücherei und Unterbringung des Heimatmuseums, im 2. Bauabschnitt um den Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses hinter den Arkaden und einen Neubau.
Deshalb sehen sowohl die Bürgermeisterin als auch die CDU den Zeitpunkt für gekommen, aktiv zu werden. »Jetzt müssen wir die Ergebnisse des Architektenwettbewerbes konkret aufgreifen, die Planung verfeinern und die Umsetzbarkeit angehen«, fordert Susanne Lindemann den politischen Raum zum Handeln auf. Hintergrund: Im Jahr 2004 war schon einmal ein Förderantrag der Stadt gescheitert, die Chance jetzt wolle man beim Schopf fassen.
Das sieht auch Oppositionsführer Heinrich Esdar so: »Wir haben uns kurz in einer Bürgermeisterrunde darüber unterhalten. Doch bevor wir den Umbau des Alten Rathauses angehen, muss erst einmal die künftige Unterbringung des Stadtarchivs geklärt werden.« Und das ist in Lübbecke ein Politikum. Mehrere Anläufe sind in der jüngsten Vergangenheit gescheitert, das Archiv aus der maroden Bausubstanz des Alten Rathauses in leer stehende Räume der Hauptschule am Wiehenweg auszusiedeln. »Diese Variante favorisieren wir nach wie vor«, meint Esdar. Und: »Es wird höchste Zeit, dass wir entscheiden. Wir müssen jetzt auf die Tube drücken«.
Den Eigenanteil von einer Million Euro wird sich die Stadt auf Kreditbasis leihen müssen. Der aktuelle Haushaltsplan 2005 weist 100 000 Euro für die Planung und Untersuchung der Bausubstanz und die Vorbereitung der Bauarbeiten aus. Im Finanzplan 2006 2006 sind dagegen eine Million Euro, im Finanzplan 2007 dann 1,3 Mio. Euro vorausschauend eingesetzt. »Die CDU steht voll hinter den Umbauplänen. Wenn wir das Wahrzeichen Altes Rathaus erhalten wollen, kommen wir aber um einen Kredit nicht herum.«
Die Umgestaltung des Alten Rathauses begrüßt auch die Wählergemeinschaft. WL-Chef Erhard Zellmer: »Wir werden nicht dagegen opponieren«. Die Meinung Esdars in Bezug auf den künftigen Standort des Stadtarchivs teilt Zellmer allerdings nicht: »Das Stadtarchiv gehört ins Stadtzentrum, nicht in die Hauptschule«. Als Variante bringt Zellmer den Burgmannshof ins Gespräch. Grundsätzlich müsse man sich auch darüber Gedanken machen, sich von nicht erhaltenswerten älteren städtischen Immobilien zu trennen und sich bei Bedarf, wie jetzt in puncto Stadtarchiv, in Neubauobjekte einzumieten. Unter dem Strich spare das Kosten.

Artikel vom 23.03.2005