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»Seelische Feuerwehr« für die Opfer

Der Weisse Ring und Opferschützer der Polizei helfen nach der Straftat

Von Bernhard Liedmann
(Text und Foto)
Kreis Paderborn (WV). In jedem Jahr werden im Kreis Paderborn etwa 2000 Bürger Opfer von Straftaten. Die oftmals Hilflosen sind verzweifelt. Auch die Paderborner Rentnerin, der ein Trickbetrüger mit dem »Enkeltrick« sogar das Ersparte für das eigene Begräbnis abnahm, wusste keinen Ausweg. Doch die Opferschutzbeauftragten der Polizei und der Weiße Ring konnten Enttäuschung und Schmerz zumindest etwas lindern.

In der Buchhandlung Linnemann informierten gestern am Tag des Kriminalitätsopfers der »Weisse Ring« durch die Außenstellenleiterin für den Kreis Paderborn, Ruth Stöpper, und die Opferschutzbeauftragten der Polizei, Burkhard Hansmann und Peter Gall, über Möglichkeiten der Hilfe nach einer Straftat. Kriminalität und ihre schwerwiegenden Folgen können auch sie nicht ungeschehen machen, doch oftmals können sie helfen. So auch im Fall der Paderbornerin, die ihr gesamtes Erspartes verlor. Über die Opferschutzbeauftragten der Polizei, die in solchen Fällen zunächst als »seelische Feuerwehr« in Einsatz sind, wurde die Damen an den Weissen Ring vermittelt, der ihr allerdings zunächst nur einen Bruchteil des Verlorenen erstatten konnte. Viel beruhigender für die Rentnerin war die Hilfestellung durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter beim Abschluss eines entsprechenden Vorsorge-Vertrages mit einem Bestattungsunternehmen.
Die Bandbreite der »Ersthilfe« der Opferhelfer reicht von Raub über Einbruch bis hin zur Betreuung von Hinterbliebenen. »Oft hilft oftmals schon das Warten bei den Betroffenen auf einen Familienangehörigen«, so Burkhard Hansmann. Doch nicht nur Hilfe von anderen Einrichtungen kann vermittelt werden. Im Fall einer jungen Mutter von zwei Kindern, die über Monate von ihrem Ex-Mann terrorisiert wurde, kam die Hilfe prompt. Traueranzeige mit ihrem Namen hinter der Windschutzscheibe, wiederholt zerstochene Reifen und persönliche Drohanrufe, der Schrecken schien kein Ende zu nehmen. Mit Hilfe der Opferschützer erwirkte sie bei Gericht eine »Schutzanordnung« mit Auflagen gegen den mutmaßlichen Täter, dem allerdings nichts nachzuweisen war. Ein zusätzlicher Besuch von Polizeibeamten nach dem Motto »Wir behalten dich im Auge« wirkte schließlich. Der Terror hatte ein Ende.
Der Weisse Ring betreute im vergangenen Jahr im Kreis Paderborn 40 Opfer von Straftaten. So auch eine 21-jährige Frau, die im Keller von einem Täter hinterrücks mit einem Messer niedergestochen wurde. Später kamen Drohanrufe. Auch eine Fangschaltung der Polizei blieb ohne Erfolg. Mit Hilfe des Weissen Rings, der die Mietkaution stellte, konnte dem mittellosen Opfer eine Wohnung in einer anderen Stadt verschafft werden. Danach hörte die Bedrohung auf. Fünf Ehrenamtliche des Weissen Rings im Kreis Paderborn versuchen Opfern Hilfe zu vermitteln. Da kann bereits das Helfen beim Ausfüllen von Formularen ein Lichtblick sein, so Außenstellenleiterin Ruth Stöpper. Hilfesuchende können sich beim Weissen Ring unter der Telefonnummer 05251/370987 melden.

Artikel vom 23.03.2005