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»Bild des anderen Menschen«

Ausstellung eröffnet -ĂŠkulturtouristische Magnetwirkung von Corvey

Von Wolfgang Braun
und Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). Auf die auch kulturtouristisch großartigen Perspektiven von Schloss Corvey wies Landrat Hubertus Backhaus bei der Eröffnung der Ausstellung »Brücken über die Zeit - Wege deutscher Kunst von 1933 - 1961« hin.

Die Schau (siehe Vorberichte im WESTFALEN-BLATT vom Samstag 19. März) vereinigt etwa 90 Gemälde und Skulpturen von über fünfzig Künstlern aus den Beständen der Neuen Nationalgalerie in Berlin und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Backhaus kündigte an, dass Corvey im Jahre 2007 nach Abschluss der baulichen Vorbereitung dazu, mit Kunstwerken aus dem 19. Jahrhundert Filialgalerie der Staatlichen Museen in Berlin werde. Das stehe im Zusammenhang mit dem Bemühen auch des Kulturkreises Höxter Corvey, die kulturtouristische Magnetwirkung von Schloss Corvey zu erhöhen, es zu einem Zentrum überregionaler Kultur auszubauen und die museale Präsentation der Geschichte der ehemaligen Reichsabtei noch weiter zu verbessern. Den Grundstein für diese Arbeit habe Baudirektor Rudolf Beul als ehemaliger ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kulturkreises Höxter-Corvey gelegt, erinnerte Backhaus. Dr. Oliver Brehm, so führte Backhaus weiter aus, erarbeite derzeit den Antrag, Corvey in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen, dabei werde auch die mittelalterliche Bedeutung der Klöster bei der Entstehung Europas eine wesentliche Rolle spielen.
Mit der Ausstellung »Preußen am Nil«, die am 22. August eröffnet werde, und der Schau mit Rembrandt-Radierungen im kommen Jahr als Corveys überregional bedeutsamer Beitrag zur Feier des 400. Geburtstag des niederländischen Meisters werden weitere wichtige Schritte der Zusammenarbeit mit den staatlichen Museen Berlins und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz realisiert, kündigte der Landrat an.
In seiner Einführung in das Thema der Ausstellung verwies der Geschäftsführer des Kulturkreises Höxter-Corvey, Dr. Stephan N. Barthelmess, darauf, dass die Ausstellung »Brücken über die Zeit« im Zusammenhang stünden mit dem Halbjahresmotto »Erinnerung und Vision«, unter dem sich auch die Corveyer Musikwochen von 7. Mai bis zum 26. Juni mit Komponisten, die unter Krieg und Dritten Reich hatten leiden müssen, beschäftigten. Begleitveranstaltungen wie die Ausstellungen »Entartete Musik« und »Das Antlitz des Friedens« mit Graphiken von Pablo Picasso vertieften den »Dialog mit der Zeit«, so der Titel der Eröffnungsveranstaltung der Musikwochen. Ein Museum, ganz besonders eine Ausstellung mit Kunstwerken aus dieser dunklen Jahren deutscher Geschichte mit ihren tiefen Zäsuren, biete die Möglichkeit, anhand des »Bild des anderen Menschen« die eigen Biografie zu befragen.
Die höchst sehenswerte Ausstellung »Brücken über die Zeit« mit Werken von Max Liebermann, Otto Dix, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Wilhelm Lachnit, Karl Hof er oder Willi Baumeister wurde von Dr. Fritz Jacobi, Kustos an der Neuen Nationalgalerie Berlin, konzipiert. Er machte in seinem Einführungsvortrag deutlich, dass die Künstler »wie Seismographen auf die Erschütterungen ihrer Zeit« reagiert hätten. Sie war auch in einer chronologischen Performance gegenwärtig, die der Paderborner Schauspieler Heiko Grosche zusammen mit Christina Seck aufführte. Anhand von 28 Daten ließ sie die 28 schicksalsschweren Jahre Revue passieren, aus denen die ausgestellten Kunstwerke stammen.
Der 112-seitige, reichbebilderte und informative Katalog mit Texten von Dr. Jacobi kostet ist für 12.50 Euro am Museumsshop erhältlich. Die Ausstellung wird bis zum 5. Juni gezeigt.

Artikel vom 23.03.2005