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Paderborn braucht zeitgemäße Schulen

Ganztagesangebote und bessere Leistungen


Zu den »Paderborner Perspektiven« (WV vom 19. März) unter dem Titel »Schüler in der Lostrommel« schreibt dieser Leser:
Sie sprechen sich mit Nachdruck für eine weitere Gesamtschule in Paderborn aus. Ich gehe davon aus, dass Sie sich damit zum Sprecher von Eltern in Paderborn machen.
Allerdings ist eine Entscheidung für eine neue Schule auch unter langfristig orientierten Gesichtspunkten zu treffen: den sozialen und demographischen Entwicklungen, der Umorientierung der deutschen Schullandschaft auf international anerkannte Standards, den damit verbundenen dauernd anfallenden Kosten sowie den politischen Rahmenbedingungen des Landes aber auch der Kommune.
Folgende Entwicklungen sind absehbar: Der einsetzende Übergang zur zwölfjährigen Schulzeit hat zur Konsequenz, dass nach den vorliegenden Stundentafeln die Gymnasien ab Klasse 10 faktisch zur Ganztagesschule werden. Es ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung auch auf die unteren Jahrgänge ausdehnen wird, da es sich NRW auf Dauer nicht leisten kann, in Vergleichstest bestenfalls durch Mittelmäßigkeit aufzufallen. Die Gymnasien werden sich daher als Ganztagesschule nicht nur der Bildung, sondern auch den Themenfeldern Erziehung und Betreuung zuwenden müssen.
Die Gesamtschule ist von Anfang an als Ganztagesschule konzipiert und erfüllt damit Anforderungen einer berufsorientierten Elternschaft. Andererseits werden die Bildungsanforderungen offensichtlich nicht erfüllt: »Die deutsche Gesamtschule ist gescheitert« lautet der Kommentar des Leiters der PISA-Studie bei der OECD. Also müsste die Anhebung des Leistungsniveaus im Mittelpunkt der Bemühungen der Gesamtschulen stehen.
Vor diesem Hintergrund sollte die Schulsituation analysiert und ein zukuftsweisendes Konzept für Paderborn entwickelt werden. Wir können uns im Hinblick auf die Ziele unserer Stadt nicht mit einer Schullandschaft abfinden, die einerseits die sozialen Entwicklungen ignoriert und andererseits mit dem Output von Mittelmaß zufrieden ist. Das neue Schulgesetz von NRW hat durchaus positive Seiten und stärkt die Rolle der Kommune im Schulsystem. Die Stadt Paderborn sollte sich - zusammen mit den Eltern - diese Rolle mutig zu eigen machen. DR. REINHARD KLENKE Paderborn

Artikel vom 02.04.2005