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»Todesurteil für Rockpalast«

Sperrstunde jetzt bereits um 2 Uhr

Harsewinkel (jaf). »Für uns ist das das Todesurteil. So kann der Rock-Palast nicht überleben«, ärgerte sich Rock-Palast-Chef Atilla Afak gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Hintergrund: Seit Weiberfastnacht gilt für die Harsewinkeler Diskothek eine Sperrstunde. Laut Urteil vom Verwaltungsgericht in Minden muss um 2 Uhr morgens Schluss sein.

»Das ist für uns natürlich fatal«, sagte Afak und schob die Begründung gleich hinterher: »Wir öffnen abends um 23 Uhr. Richtig rund geht es aber erst ab 1 Uhr in der Früh. Dann ist die Diskothek richtig voll.« Nach der neuen Sperrstunde um 2 Uhr kann Afak sein Geschäft eigentlich schließen. »Schließlich lohnt es sich so nicht mehr für uns. Viele Gäste bleiben schon ganz weg, weil sie nicht für ein bis zwei Stunden Eintritt zahlen wollen und dann wieder früh gehen müssen«, zeigten sich der Disco-Boss und seine Frau Christel Afak betrübt über die Entscheidung, die aus dem Harsewinkeler Rathaus kam.
»An Weiberfastnacht haben wir die Sperrstunde verhängt. Und das wird jetzt ganz genau von der Polizei und der Ordnungsbehörde kontrolliert«, sagte Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide gestern. Und weiter: »Es mag sein, dass das Aus für die Diskothek bedeutet. Wir müssen jedoch einem übergeordneten Interesse Rechnung tragen«, so das Stadtoberhaupt. So sei die Nachtruhe durch den Disco-Betrieb erheblich gestört. »Und die müssen wir natürlich gewährleisten«, sagte die Bürgermeisterin. Viele Anwohner hätten sich bereits mündlich beschwert. »Das Problem ist stadtbekannt«, äußerte sich Sabine Amsbeck-Dopheide, die auch betonte, dass es sich hierbei um ein vorläufiges Eilverfahren handelt. »Letztendlich wird das Oberverwaltungsgericht in Münster über diesen Fall entscheiden müssen. Es wurde Berufung gegen das Mindener Urteil eingelegt«, unterstrich Amsbeck-Dopheide. Gleichzeitig ging die Bürgermeisterin auch auf die vielen Schlägereien ein, die vor Karneval im »Rock-Palast« entbrannten (wir berichteten).
Seit mehr als 25 Jahren stehen Christel und Atilla Afak nun schon hinter der Theke ihres Rock-Palastes, der im Dezember 2004 25-jähriges Bestehen feierte. Seit einem Vierteljahrhundert führt das Harsewinkeler Ehepaar nun schon den Familienbetrieb im Herzen der Mähdrescherstadt. »Seitdem hat es nie Ärger um die Sperrstunde gegeben. Das ist schon heftig«, sind sich Atilla und seine Frau Christel einig. »Die vergangenen fünf Jahre konnten wir laut Gesetz bis 5 Uhr morgens geöffnet haben. Davor konnten wir alle paar Monate bei der Ordnungsbehörde eine Verlängerung der Sperrstunde beantragen. Da hat sich nie jemand quergestellt. In den vergangenen 25 Jahren ist uns nur einmal eine schriftliche Beschwerde ins Haus geflattert. Ansonsten hatten wir keine Probleme«, erinnerte sich das Ehepaar an bessere Zeiten ihres Rock-Palastes.
Heute sieht die Lage ganz anders aus. »Die Gäste bleiben weg und wir wissen nicht mehr, wie wir die Rechnungen bezahlen sollen. Die Sperrstunde wird ja auch gezielt kontrolliert. Da kommen gleichzeitig zehn Polizisten auf einmal rein und fordern die Gäste auf, zu gehen«, so das Ehepaar Afak, das sich nach eigenen Angaben keiner Schuld bewusst ist.

Artikel vom 22.03.2005