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FCG abhängig von Rücken und Gesäß

Ohne Bonan und Brinkmann keine spielerische Linie - Polster geschmolzen

Gütersloh (dh). Tim Brinkmann nahm seine verletzungsbedingte Auswechslung in der 35. Minute mit Humor. »Mein Zwillingsbruder Dennis hat sich in Aachen einen Muskelfaserriss zugezogen - warum soll es mir anders ergehen?«, griente der Libero des FC Gütersloh 2000 und humpelte vom Feld des Stimberg-Stadions in Oer-Erkenschwick.

Sollte sich die Zerrung des Gesäßmuskels bei Brinkmann tatsächlich als Faserriss entpuppen, dann hat Fritz Grösche ein echtes Problem. Denn lediglich der 26-Jährige ist in diesen schweren Tagen in der Lage, den Auftritten des abstiegsgefährdeten Fußball- Oberligisten ein wenig spielerische Linie einzuhauchen. Das ideenlose Mittelfeld bleibt hingegen derzeit alles schuldig, die immerhin bemühten Angriffsspitzen Yusuf Kaba und Sören Brandy hängen völlig in der Luft.
Und nun meldet sich auch noch Heiko Bonan mit »Rückenproblemen« ab. Womöglich eine willkommene Verletzung für den Routinier, dem es extrem sauer aufgestoßen ist, dass er bei der Suche nach einem neuen Trainer für die neue Saison nicht berücksichtigt wurde. Die »Rückenprobleme« könnten von langandauernder Güte sein - bei dieser Art der Verletzung übrigens nichts ungewöhnliches, Leidensgenossen wie etwa Marija Josipovic von den Handball-Oberligadamen des TV Verl können dies bestätigen.
Ohne Brinkmann und ohne Bonan fehlt dem FCG eindeutig seine zentrale Achse - ein echtes Handicap im Hinblick auf die kommenden Aufgaben. Denn nach den Ergebnissen vom Wochenende ist der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf nur noch sechs Zähler zusammengeschmolzen. Die vier Remis des Jahres 2005 sind trügerisch. Zwar ist der FCG weiter ungeschlagen, doch bleibt die Punkte-Ausbeute weiterhin derart dünn, dann wird es noch einmal eng mit dem Klassenerhalt.
»Wir haben jedoch auch starke Gegner gehabt«, gibt Robert Hietkamp zu bedenken, wobei der Torhüter sicherlich nicht die Qualität der vier Kontrahenten meint, sondern in erster Linie auf die Schwierigkeit hinweist, bei den gegebenen Bodenverhältnissen über den Kampf hinaus ein konstruktives Spiel aufzuziehen. Denn kämpferisch ist den Dalkestädtern bislang sicherlich nichts vorzuwerfen - den jeweiligen Gegner allerdings ebenso wenig. So erklärt sich der Begriff »stark« und die vier Remis gegen »gleich starke« Teams, wobei in Erkenschwick wohl er von »gleichschwach« gesprochen werden muss.
So ist es zwar durchaus löblich, dass Fritz Grösche seine Mannen ständig ermuntert »nach vorn zu spielen«, doch es stellt sich die Frage, ob der FCG mit dem vorhandenen Personal dazu in der Lage ist. Nach Meinung des Trainers schon, der denkt, dass »die Ergebnisse der Hinrunde es vielleicht nicht zulassen, noch druckvoller zu agieren.« Eine Blockade im Kopf also, da es sich angesichts von nur 22 Punkten nach 20 Partien eben nicht so locker spielen lässt, als stände der FCG im gesicherten Mittelfeld. Da aber gehört der Klub nach eigenem Anspruch mindestens hin. Auch ohne Brinkmann und Bonan.

Artikel vom 22.03.2005