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Rat will Straßenzeile erhalten

Pläne für »Lidl« und Deerberg-Komplex im Stadtrat vorgestellt

Von Elke Bösch
Rahden (WB). Eigentlich sollten die Pläne für die Erweiterungsabsichten von »Lidl« und »Penny« nichtöffentlich beraten werden. Doch am Donnerstag wurden in der Ratssitzung kurzfristig beide Punkte in den öffentlichen Teil verlegt.

Bauamtsleiter Dieter Drunagel stellte die Pläne des Architekten Werner Fortriede vor. Der Lidl, so Drunagel, benötige statt der bisherigen 400 Quadratmeter Verkaufsfläche 1 000. Um das zu erreichen, favorisiere die Konzernleitung zwei Varianten. Im ersten Fall müsste das alte Haus Zierenberg weichen, um eine Zufahrt von der Weher Straße aus zu bauen, und ebenfalls das hintergelegene Dreifamilienhaus, sowie zwei Wohnhäuser in diesem Bereich. Bei dieser Version könnte das Spengemann'sche Haus stehen bleiben. Die Alternative bedeute: »Zierenberg« werde erhalten, dafür Spengemann abgerissen. Das Drei-Familienhaus und die beiden hinteren Gebäude müssten auch bei dieser Variante weichen.
Der Tenor im Rat war deutlich. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass der »Lidl« in Rahden gehalten werden soll. Dieser Meinung seien auch Werbegemeinschaft und Gewerbebund. »Die Kerngeschäfte leben von einem Frequenzbringer wie ÝLidlÜ. So werden auch im Einzelhandel Arbeitsplätze gesichert«, berichtete die Verwaltung.
Walter Tegeler (FDP) teilte diese Meinung, schränkte aber ein, dass die Gebäudefront zur »Weher« erhalten bleiben müsse. Winrich Dodenhöft wollte einem Abriss auf keinen Fall zustimmen. Der Grüne brachte sogar den Denkmalschutz für das aus seiner Sicht »erhaltenswerte Spengemannsche Gebäude« ins Gespräch.
Wilfried Wagenfeld (SPD) befand, dass »das recht teure Parkplätze sind, wenn dafür Gebäude abgerissen werden müssen.« Axel Griepenstroh (FWG) sprach sich dagegen aus, wenn die Straßenzeile in Mitleidenschaft gezogen werde. »Wenn Lidl geht, finden wir einen anderen Investor. Wir können uns nichts diktieren lassen«, meinte Griepenstroh. CDU-Fraktionschef Hermann Seeker machte deutlich, dass ein solcher Frequenzbringer für die Innenstadt sehr wichtig sei. Er schlug vor, wenn das Spengemannsche Gebäude auch in der Substanz baufällig sei, es abzureißen und den neueren Teil (jetzt Buchgeschäft Liebrecht) wieder aufzubauen.
Mit diesem Gedanken konnte sich Günter Meyer, SPD-Fraktionsvorsitzender, anfreunden. Er war wie Seeker der Meinung, dass - wenn eben möglich - der »Lidl« in Rahden bleiben solle. Bürgermeister Bernd Hachmann schlug vor, noch einmal mit »Lidl« und dem Investor zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Auf jeden Fall sollen die Pläne fortentwickelt werden.
Auch über das Vorhaben Deerberg wurde gesprochen (wir berichteten am Freitag). Dieser städtische Bereich soll durch die Ansiedlung des Penny-Marktes belebt werden. »Penny« plant, in einen Anbau zu ziehen. Im Stammhaus bleiben Zoohandlung, Bäcker und Fleischer. Neu dazu kommen sollen Spielwaren und Drogerie.
Bedauert wurde, dass »Penny« nicht am jetzigen Standort in Kleinendorf bleibt. Jedoch versicherten Bürgermeister und Bauamtsleiter, dass die Geschäftsleitung unbedingt erweitern wolle. Sollte das Vorhaben realisiert werden, müssen Feuerwehrgerätehaus und zwei Mietshäuser abgerissen, die Prof.-Langhorst-Straße verlegt und ein Teil der Grünfläche (neun Prozent) dem Projekt weichen. Dagegen entstehen 145 Parkplätze. Ein Anbau würde errichtet und das DeerbergHaus überplant. So ist zwischen altem und neuem Bau ein Glasentrée geplant, durch das beide Teilkomplexe zu erreichen sind. Der Baumbestand bleibt unangetastet. Hachmann und Drunagel wiesen darauf hin, dass die Beratung sich auf Planungen bezieht, die der Investor jetzt weiter verfolgen könne. Allerdings müsse in beiden Fällen das Baurecht geändert werden. »Im Zuge der Änderung der Bebauungspläne wird die Bevölkerung beteiligt.« Der Rat gab grünes Licht.

Artikel vom 19.03.2005