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Wettstreit um das
kühnste Abi-Motto

Originelle Wortspiele zur Schulentlassung

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Kreis Paderborn (WV). Wenn es darum geht, die Reifeprüfung zu feiern, macht den Gymnasiasten im Kreis Paderborn so schnell niemand etwas vor. Schon die Suche nach dem geeigneten Abitur-Motto löst in jedem Jahr ein Feuerwerk witziger Einfälle aus.

Die Absolventen des Gymnasiums Theodorianum ziehen in diesem Frühjahr als »Glabiatoren« aus der Arena. Die hier orthographisch leicht abgewandelte Anleihe bei der Filmindustrie beflügelte auch die Schüler der beiden Bürener Gymnasien zu ihrem gemeinsamen Motto »Abi Goes to Hollywood«. Schon bei den im vergangenen Herbst gefeierten Vorbereitungsfeten wurden die Hallen »Oscar«-gerecht dekoriert, und der bekannte Schriftzug über den Hügeln von Los Angeles soll beim Abi-Sturm auch die Schulen zieren.
Zwischen den einzelnen Gymnasien im Paderborner Land ist längst ein Prestige-Wettstreit um das originellste Abitur-Motto entbrannt. So veranstalten alle Abitur-Jahrgänge mittlerweile im Vorfeld der Namenswahl ein regelrechtes Begriffs-Brainstorming unter ihren Mitschülern. »Wir haben am Schwarzen Brett eine Liste ausgehängt, auf der Vorschläge eingetragen werden konnten«, schildert Jan Mertens vom Bürener Mauritius-Gymnasium die gezielte Suche nach dem ultimativen Wortspiel. »Die besten Chancen haben spaßige Mottos, nur geschmacklose Vorschläge werden vorher aussortiert.«
Auch die Schulleitung macht nicht immer mit. Weil das ausgewählte Motto »Mabihuana - begonnen hat es mit der Schultüte« dem Direktor nicht gefiel, mussten die Schülerinnen des Paderborner St.-Michaels-Gymnasiums in diesem Jahr bei der Mottosuche eine Sonderschicht einlegen. Jetzt feiert der Abitur-Jahrgang der Mädchenschule unter dem Slogan »bArBIe - wir haben es auch ohne Ken geschafft.« Im Eingangsfoyer der Schule steht eine große Barbie-Puppe aus Pappmachee mit einem Abreißblock in der Hand, auf der die noch abzusitzenden Tage bis zur Schulentlassung herunter gezählt werden.
Als gelungenste Wortschöpfung gilt, wenn die drei Buchstaben »Abi« möglichst originell im gewählten Motto verpackt sind. Das wird von Jahr zu Jahr schwieriger, da bereits verwendete Slogans natürlich »tabu« sind. Doch die Abiturienten erweisen sich immer wieder als findig - und nutzen dazu inzwischen sogar das weltweite Netz. »Wir haben für das nächste Jahr schon mal im Internet geforscht«, berichtet Mark-Philip Greitens, der Schülersprecher des Theodorianums. »Da gibt es Abi-Seiten, auf denen Alles gesammelt wird.« Die Befürchtung, einmal könnten die Motto-Vorschläge ausgehen, teilt der Primaner nicht. »Da kommen einem immer wieder spontan Geistesblitze. Man staunt, was mit dem Wort 'Abi' alles möglich ist.«
Der Phantasie sind in der Tat keine Grenzen gesetzt. Die Schreibweise muss allerdings bisweilen der Idee ein wenig angepasst werden. So lädt das Goerdeler-Gymnasium in diesem Jahr zum »Babicue - wir sind durch« ein. Die Abiturienten der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule suchen den Ausgang aus dem »Labirinth«, und an der Reismannschule witzelt man im Blick auf den ersehnten Tag der Schulentlassung »Rabinson Crusoe - 13 Jahre warten auf Freitag«. Das Gymnasium Schloß Neuhaus bereitet sich derzeit auf die »Kabiribik - 13 Jahre rum!« vor. »Wir werden beim Abi-Sturm am letzten Schultag in der Turnhalle mit Salsa-Musik und Palmen für karibisches Flair sorgen«, verspricht Johanna Hunstig (19) vom Vorbereitungsteam.
In die Südsee zieht es auch die Abiturienten der Gesamtschule Elsen. Sie feiern ein hawaiianisches »Abiloa«, während sich die Pelizaeus-Gymnasiasten mit dem »Milk-Abi - ab in die Lila Pause« verabschieden.
Zuvor heißt es allerdings noch eifrig büffeln. Landesweit werden zwischen dem 18. und 27. April die schriftlichen Klausuren geschrieben. Die Entlassfeiern sind dann Mitte Juni geplant.

Artikel vom 06.04.2005