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Die Steine zum Sprechen bringen

Alles gelernt: Zertifikate an die ersten 13 Stadtführer Harsewinkels überreicht

Harsewinkel (jaf). »Wir machen Geschichte«, steht auf den Streichholzschachteln geschrieben. Dreht man die Packung um, liest man etwas von den ersten Stadtführern der Stadt Harsewinkel. Eine zündende Idee, die Dietlind BrödelWaschke da hatte. Sie ist eine der insgesamt 13 neuen Stadtführer, die am vergangenen Freitagabend im Heimathaus nach sechsmonatiger Ausbildung ihr Zertifikat »Stadtführer« entgegennehmen konnten.

Mit einem Gläschen Sekt oder Orangen-Saft stießen Stadtarchivar und Kursleiter Eckhard Möller, Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide und die pädagogische Mitarbeiterin der Volkshochschule, Marianne Schmidt, mit den erfolgreichen Absolventen an. Anne Bernicke, Zita Brinkrolf, Dietlind Brödel-Waschke, Helmut Buchmann, Heinrich de Byl, Gerlinde Franke, Trude Fredriksen, Barbara Ketteler, Bernhard Kruk, Monika Kuhnke, Petra Lörchner, Agnes Pelkmann und Ilse Westerbarkei - so heißen sie, die neuen Stadtführer. Von September 2004 bis Februar 2005 drückten sie wieder die Schulbank. Montag für Montag, die vielen Exkursionen nicht mit eingerechnet. »Sie sind unter dem Motto angetreten, Steine zum Sprechen zu bringen. Nun sind Sie an ihrem Ziel angekommen«, freute sich Marianne Schmidt mit den Absolventen.
Viel erzählen können die 13 Stadtführer nun tatsächlich über ihre Stadt. Schließlich stand während der zwei Semester nicht nur die Stadtgeschichte auf dem Stundenplan, sondern auch die Historie der hiesigen Kirchen, die Baugeschichte der Gotteshäuser, Kirchenführungen für Kinder, Denkmale in Harsewinkel, die Wassermühlen, das Wasser- und Abwasserwerk, Natur- und Umweltschutz, die Landwirtschaft, die Wirtschaft, rechtliche Grundlagen, Präsentationsübungen zum Thema »Mein Harsewinkel« und eine Rhetorikschulung. Die Theorie, die vornehmlich von Eckhard Möller aber auch von neun anderen Referenten vermittelt wurde, wurde durch Praxis ergänzt. So standen beispielsweise Hofbesichtigungen bei Christoph Meier-Westmeyer und Ludger Strotdrees genauso auf dem Programm wie ein Besuch der Firma Claas.
Die Idee, Stadtführer auch in Harsewinkel auszubilden, hatte der Volkshochschul-Leiter Dr. Siegfried Kosubek. 2002 startete ein entsprechender Lehrgang in Schloß Holte-Stukenbrock. »Das müsste auch in Harsewinkel funktionieren«, dachte sich Dr. Kosubek und sprach Eckhard Möller darauf an. »Ich gestehe ehrlich, dass ich zunächst irritiert war. Zum einen dachte ich, dass wir nicht Paderborn, Berlin oder Paris sind. Andererseits wurde mir während meiner Kirchenführer-Ausbildung vermittelt, dass auch die Unscheinbaren im Lande ihre Reize haben. Auch im Rathaus fand man die Idee charmant. Und da probieren über theoretisieren geht, haben wir einen Versuch gewagt«, so beschrieb der Stadtarchivar die Anfänge.
Und er beschrieb auch den Einsatz der jetzigen Stadtführer: »Die Teilnehmer haben sich aktiv eingebracht - das war einfach große Klasse. Sie machten es mir leicht und der Kurs hat mir wahrlich Spaß gemacht. Jetzt geht es erst einmal weiter mit den Überlegungen, welche Art von Stadtführungen wir anbieten können. Sie sind eine tolle Gruppe, da wächst etwas heran.«
Sabine Amsbeck-Dopheide versprach, dass sie zu den ersten Teilnehmern einer solchen Stadtführung gehören werde. Einer solchen Stadtführung? Die Absolventen haben sich bereits im Vorfeld überlegt, was machbar wäre: Rundgänge durch die Innenstadt, Radfahrten zu den vielen Wegekreuzen oder naturkundliche Wanderungen. »Sie können sich der Unterstützung der Stadt sicher sein - etwa im Stadtmarketing oder bei den Anmeldungen für Stadtführungen über das Bürgerbüro«, gab das Stadtoberhaupt ein weiteres Versprechen ab.

Artikel vom 21.03.2005