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Als Vater zu klein

FDP macht Senner Pferd Harlekin zum Politikum

Schloß Holte-Stukenbrock (WB/ms). Die FDP-Abgeordneten Marianne Thomann-Stahl, Felix Becker und Dr. Stefan Romberg wollen mit einer kleinen Anfrage an den Landtag prüfen lassen, ob die Körung des Hengstes Harlekin durch das Landgestüt Warendorf eine Verschwendung von Steuergeldern darstellt.

Harlekin, ein Senner Pferd aus dem Besitz der Biologischen Station Senne, war im Februar vom Landgestüt begutachtet und zur Zucht zugelassen worden.
Nach Ansicht des »Vereins der Züchter und Freunde des Senner Pferdes e.V.«, der mit der Biologischen Station im Streit um die Haltung der Senner Pferde steht, ist die Stationierung des Hengstes im Landgestüt Warendorf höchst problematisch. Mit einem Schultermaß von 153 Zentimetern entspreche der Hengst nicht der in der Zuchtbuchordnung vorgeschriebenen Mindestgröße von 158 bis 165 Zentimetern. Zudem weise der Hengst zu einem großen Teil der restlichen Population einen hohen Verwandtschaftsgrad auf, so dass Anpaarungen mit den vorhandenen Senner Stuten nicht absehbar seien.
Die FDP-Abgeordneten fragen nun, auf welcher Grundlage das Landgestüt den Senner Hengst Harlekin als Beschäler für die Zucht ausgewählt hat. Außerdem soll geklärt werden, ob der Hengst aus Sicht des Landgestüts uneingeschränkt die Voraussetzungen für den Einsatz als Zuchttier der Senner Zucht erfüllt. Gefragt wird nach den Kosten der Aufstellung und nach der Höhe der erwarteten Einnahmen. Außerdem wollen die Abgeordneten wissen, wie viele Anpaarungen mit Stuten erwartet werden - insbesondere vor dem Hintergrund der Problematik der Inzucht.
Die alte Edelrasse wurde vom lippischen Fürstenhaus in der Senne gehalten - erstmals erwähnt 1160. Nach Angaben des Landgestüts gehören die Senner vermutlich zur ältesten deutschen Pferderasse und sind gleichzeitig altes Kulturgut und Teil der Landschaftsgeschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die Sennerzucht unter Obhut des Lippischen Fürstenhauses und wurde erst vom Verband Lippischer Pferdezüchter und seit 1935 durch Private weitergeführt. Die Senner Pferde sind seit 1993 in der World Watch List der FAO der Vereinten Nationen sowie in der Genetischen Datenbank der Tierärztlichen Hochschule Hannover für bedrohte Tierrassen aufgenommen, seit 1996 gibt es beim Westfälischen Pferdestammbuch ein eigenständiges Stutbuch. Bisher sind die Senner hauptsächlich mit Vollblut- und Angloaraberhengsten gekreuzt worden. Mit der Körung von Harlekin kann erstmals ein Senner Vater eines Fohlen werden.

Artikel vom 19.03.2005