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Wenn Kinder
anders sind

»Elternschule« erneut gut besucht

Versmold (soty). Der Knoten scheint geplatzt zu sein: Zum zweiten Mal begrüßte der Jugendbeauftragte der Stadt, Detlev Gehrke, ein Dutzend Interessierte zu seiner »Elternschule«. Zum Thema »Therapeutische Frühförderung von Kleinkindern« referierten Claudia Heilmann und Caterina Kupferschmidt von der Praxis KinderCare.

»Unser Hauptklientel sind entwicklungsverzögerte Kinder im Alter von null bis sechs Jahren«“, stieg die Familien- und Sozialtherapeutin Kupferschmidt ein. Der Kontakt entstünde entweder über den Kinderarzt »oder die Eltern wenden sich direkt an uns«. Dabei geht es um Kinder, die anders sind als andere - warum auch immer. Ob ängstlich, kontaktscheu oder besonders unruhig - genau diese Kinder sind in der Praxis richtig. Wichtig ist den Therapeutinnen, zu denen auch Anna Hecker zählt, die Betrachtung des ganzheitlichen Bildes. »Wir möchten nicht nur defizitorientiert arbeiten«, spielen auch Stärken eines Einzelnen bei der Behandlung eine Rolle.
Zunächst einmal steht die Di-agnostik auf dem Plan. Je nach Alter und Kind wird dann die Beobachtungs- oder Entwicklungsdiagnostik angewandt. Auch ein Motoriktest ist möglich. »Jedoch muss dabei immer genau hingeschaut werden. Für manche Kinder wäre die Testbatterie viel zuviel«, weiß Claudia Heilmann von der Praxis für Heilpädagogik und Familientherapie. Die Diagnostik bieten die drei Frauen als Serviceleistung an, sie ist somit kostenlos. Denn schließlich soll kein hoher Geldbetrag die Eltern abschrecken, wenn sie das Gefühl haben, es stimmt etwas nicht mit ihrem Sprössling. Und genau dieses Gefühl ist es auch das Signal. »Wenn Eltern verunsichert sind, überträgt sich das auf das Kind. Und somit entsteht schließlich eine Schleife«, raten die beiden, sich eine zweite Meinung einzuholen. Dennoch hat jedes Kind seinen eigenen Fahrplan. Einige laufen bereits mit elf Monaten, andere wiederum starten mit den ersten Schritten im Alter von 18 Monaten. »Die Spanne ist hier sehr groß«, versuchte die Heilpädagogin Claudia Heilmann ein Gefühl für echte Entwicklungsverzögerung zu vermitteln. Ist die Diag-nostik abgeschlossen, erstellt das Team ein Frühförderungs-Konzept und beantragt die Kostenübernahme beim Kreis. Im medizinisch-therapeutischen Bereich, der die Ergo-, Physio- und Sprachtherapie umfasst, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
Aus vierjähriger Praxiserfahrung wissen Heilmann und Kupferschmidt, dass in der Frühförderung immer mehr Bereiche eines Kindes auffällig sind. So gibt es beispielsweise ein Zusammenspiel von Sprach- und Wahrnehmungsstörungen. Anhand vieler Beispiele erläuterten die Referentinnen einen möglichen Therapieablauf und gingen auch auf das weite Thema Aufmerksamkeitsdefizit-Syndom (ADS) und mit Hyperaktivität (ADHS) ein. Oberstes Gebot bei der Therapie ist der Spaß und die Freude: »Nur so lernen Kinder was«, so Heilmann. Und der Spaß sollte zu Hause immer ganz groß geschrieben werden.

Artikel vom 19.03.2005