21.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenn die Queen
Skischuhe trägt

Helge Schneider im Phantasie-Nirwana


Von Elmar Neumann
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Wer mit dem Papst in den Karpaten Schlittschuh laufen war, mit Helmut Kohl Tischtennis spielt und allein mit »Katzeklo« grob geschätzte 60 Milliarden Euro verdient hat, muss nicht erklären, warum sein neues Programm »Füttern verboten« heißt - ein Helge Schneider schon gar nicht. Bei der »singenden Herrentorte« ist kein Titel Programm, macht allein der Unsinn Sinn. Begeisternd souverän wandelte der fast-50-Jährige (am 30. August ist es soweit) auch am Freitagabend in der ausverkauften Paderhalle auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn.
Wer wie Peter Maffay - das Mitglied im »Club der 50 Zentimeter Hohen« bewarb sich um die Hauptrolle im Musical »Alf« - nicht anwesend war, verpasste (zu) viel. Zum Beispiel einen abstrusen Abstecher ins Ruhrgebiet: Natürlich in der Bochumer Kathedrale feiert Prinz Philip seine Beerdigung vor und das mit höchst prominenter Besetzung. Auf der Ehrentribüne unterhält sich der Dalai Lama angeregt mit Jens Jeremies, ehe die Queen ihren großen Auftritt hat. In gelben Skischuhen, einer aus einem Stück deutscher Eiche geschnitzten Hose und mit einer kleidsamen 1,9 Tonnen schweren Stahljacke versehen, »hüppt« sie über den roten Teppich. Würdevoll, versteht sich.
Nur eine Station auf Schneiders freitäglicher »Reise ins Phantasie-Nirwana«, bei der er sich allein von seinem 37-jährigen Auszubildenden, Teekoch Bodo, begleiten ließ. Musikalische Begleitung hatte ein Helge in Hochform nicht nötig. Ob feinster Jazz oder ein Intermezzo auf dem Reise-Fagott - der gebürtige Mülheimer bewies auch bei seiner Rückkehr an die Pader (»Nach dem letzten Mal habe ich hinter der Halle gesessen und geweint«), dass er noch weitaus mehr kann, als nur mit dem Papst in den Karpaten Schlittschuh zu laufen.

Artikel vom 21.03.2005