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Gemeinschaft enorm wichtig

»Sport ist mein Leben«: Horst Lakämper wurde früh zum Übungsleiter

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler aus der Stadt vorstellen, die in ihren Vereinen Besonderes leisten oder geleistet haben. Im 21. Teil geht es um Horst Lakämper, der Schwarz-Weiß Sende zum Ende der Saison in Richtung Kaunitz verlassen wird.

Kaum einer kennt die heimische Fußballszene so gut wie er. Schließlich trainiert er mit Schwarz-Weiß Sende mittlerweile den dritten Verein in der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock. Durch seine Routine, seine Eigenarten und die Kenntnis in seinem Lieblingssport ist Horst Lakämper wohl zu einem der bekanntesten Übungsleiter der näheren Region geworden, der in seinem Leben Höhen und Tiefen erlebt, negative Erlebnisse aber schnell »abgehakt« hat.
Schon in jungen Jahren hatte Horst Lakämper kein Problem damit, seine Meinung frei zu äußern und anderen seine Ziele kenntlich zu machen. Lakämper begann mit dem Fußballspielen beim VfB Schloß Holte, wo er fast seine gesamte aktive Sportlerlaufbahn verbracht hat, im Alter von zehn Jahren. Nach kurzer Zeit hatte er jedoch keine große Lust mehr auf das Kicken und widmete sich verstärkt dem Schulsport. »Damals gab es ein wenig Ärger mit dem Trainer. Da habe ich bereits seiner Zeit gewusst, was ich wollte und habe aufgehört.«
Mit dem Team des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums in Bielefeld-Sennestadt, das »Lani« damals besuchte, schaffte er es bis zur Meisterschaft auf Landesebene, bevor er als A-Jugendlicher wieder beim VfB Schloß Holte anheuerte - und mit seiner Truppe prompt den Titel holte. »So dreist wie ich war, habe ich es dann frühzeitig in der ersten Seniorenmannschaft versucht«, erinnert sich Lakämper. In einem Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt in der Landesliga, damals die zweithöchste Amateurklasse, kam er vor knapp 3 000 Zuschauern gegen Fichte Bielefeld zum Einsatz und steuerte die Flanke zum entscheidenden Treffer zu Gunsten der Holter »Löwen« bei. »Das war eine tolle Sache, wobei ich eigentlich gar nicht richtig zur Mannschaft gehörte«, erklärt der Kriminaloberkommissar.
Trotz einiger Engagements beim FC Stukenbrock, RW Mastholte oder beim FC Kaunitz, für den er ganze 50 Pflichtpartien absolvierte, zog es Horst Lakämper immer wieder an die Oerlinghauser Straße zurück. »Lani«, früher ein Kämpfer auf der linken Mittelfeld- oder Sturmseite, hatte schließlich seine Freunde und Bekannte weiterhin beim VfB Schloß Holte. »Und Gemeinschaft spielt für mich während meiner gesamten Laufbahn eine unglaublich wichtige Rolle. Das Für- und Miteinander muss dauerhaft gewährleistet sein«, so der Linksfuß, der in einer Freundschaftsbegegnung gegen den damaligen Bundesligisten Fortuna Düsseldorf (0:4) keinerlei Rücksicht auf Verluste nahm. »Mein Gegenspieler hatte mich des öfteren beleidigt, an mir vorbeigekommen ist er jedoch nicht«, gibt Lakämper auch zu, dass ein oder andere Mal kräftig zugelangt zu haben. »Einige Rote Karten waren wohl drin.«
Mit der Zeit rutschte Horst Lakämper zunehmend in die Rolle des Trainers. Seine Fußballschuhe hatte er im Alter von 28 Jahren zunächst an den Nagel gehängt. »Lani« coachte die A-Junioren beim VfB Schloß Holte zunächst für kurze Zeit, realisierte die Meisterschaft in der B-Liga und griff schließlich wieder als Aktiver ein. Nach einem Kreuzbandanriss kämpfte er sich zwar wieder heran, schloss mit dem Fußball aber kurzzeitig komplett ab. »Das war ein Fehler. Ich rate keinem Fanatiker des Sports, mit dem Kicken aufzuhören. Später ist es schwer, sich wieder einzugliedern«, erklärt er. Zunächst vollkommen abgeschottet vom Fußball, wurde Horst Lakämper zum Co-Trainer im Seniorenbereich berufen und half von 1992 an der abstiegsbedrohten A-Jugend, abermals als Übungsleiter.
»Wir haben den Klassenerhalt geschafft. Die Jungs benötigten damals Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Einsatz. Ich glaube, das haben wir schon gut gemeistert«, erinnert sich der Polizist, der zu jener Zeit mehrere Ämter bekleidete. »Morgens mit der Jugend in Wiedenbrück, dann zur ersten Mannschaft nach Bielefeld und anschließend als Pressesprecher die Zeitungen mit Informationen gefüttert«, sagt Horst Lakämper zur Mehrfachbelastung vergangener Tage.
Im Jahr 1996 verabschiedete sich »Lani« zum SCW Liemke (»eine tolle, sehr familiäre Zeit«), wurde nach erfolgreichen Jahren aber Trainer der Landesliga-Truppe des VfB Schloß Holte, mit der er prompt abstieg. »Ich kann offen sagen, dass in der Liga nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, was die Ergebnisse der Abstiegskonkurrenten angeht«, sagt der 48-Jährige, der seiner Mannschaft am Nichterreichen des Klassenerhalts aber genauso die Schuld gibt, wie sich selbst: »Denn ein Trainer, der behauptet, weniger Fehler zu machen als seine Spieler, hat etwas nicht verstanden.« Auf seine Entlassung beim VfB reagiert der »geschasste« Übungsleiter im Rückblick gelassen: »Das ist Schnee von gestern. Sowohl der Verein wie auch ich haben Fehler gemacht.«
Bei SW Sende coachte Horst Lakämper anschließend, nach zwei Jahren an der A33 wird er sich im Sommer in Richtung Kaunitz verabschieden. »Dort kann ich genau wie in Sende mit jungen Spielern arbeiten und sie formen, und das macht mir riesigen Spaß. So bleibe ich selber ein wenig jung.« Laut eigener Aussage suche er immer wieder die sportliche Herausvorderung, ohne auf großen Erfolg zu achten.
Als Trainer befolgt der 48-Jährige bestimmte Grundsätze: »Man muss der Mannschaft von Beginn an vermitteln, was man selber erreichen möchte, muss konsequent, aber auch freundschaftlich agieren und kalkulierbar sein«, sagt Horst Lakämper, der die Eigenschaften »seiner« Vereine in der Stadt kurz und knapp auf den Punkt bringt: »Stukenbrock ist erfolgreich, Schloß Holte hat Tradition, Liemke ist extrem gemeinschaftlich und Sende einfach nur Kult.«

Artikel vom 18.03.2005