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Wie aus einer Idee ein Roman entsteht

Autorin Tanja Kinkel liest zum Abschluss der Frauenkulturtage aus »Götterdämmerung«


Von Sonja Gruhn
Espelkamp (WB). Wer je ein Buch von Tanja Kinkel in der Hand hatte, weiß, dass die Autorin ihre Leser zumeist in die Vergangenheit entführt. Ihre historischen Romane haben ihre Fans gefunden. So auch das Ehepaar Bänsch. »Wir sind durch unsere Töchter auf Tanja Kinkel und ihre Bücher aufmerksam geworden«, erzählt Erich Bänsch. Gemeinsam mit Gattin Almut erfuhr er am Donnerstag im Foyer des Theaters, was es Neues gibt von Tanja Kinkel.
Die Schriftstellerin war - in Kooperation mit dem Volksbildungswerk - zur Abschlussveranstaltung der Frauenkulturtage gekommen und las aus ihrem Werk »Götterdämmerung«. Darin wird der Leser mit der Gegenwart und dem Genre Science Fiction konfrontiert. Nach mehrmonatiger Recherche in den USA, Interviews mit Bill Clinton und Henry Kissinger sowie mit Fachleuten aus den Gebieten Biogenetik, Recht und Politik, präsentiert Kinkel einen Roman mit hochaktueller Thematik. Geschildert werden die Gefahren, die von der Gentechnik und den Möglichkeiten des Missbrauches ausgehen. Hauptfiguren sind der amerikanische Journalist Neil LaHaye und die Tochter eines vor Jahren spurlos verschwundenen Wissenschaftlers. Der aktuelle Bezug wird besonders deutlich, wenn man Begriffe wie »11. September«, »Kampfstoffe« und »Pharmaindustrie« liest.
Tanja Kinkels Lesung gab einen kleinen Einblick in eine Welt, die zugleich kompliziert und fremd und doch bedrohlich bekannt erscheint. Nach der Lesung hatten die bedauerlicherweise wenigen Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auf die Frage, ob sie sich nach dieser Veröffentlichung noch nach Amerika trauen würde, antwortete Tanja Kinkel mit einem Lachen: »Noch sind meine Bücher nicht in die englische Sprache übersetzt.« Doch selbst wenn habe sie keine Befürchtungen, da auch aus Übersee bereits positive Rückmeldungen eingegangen seien. Eine weitere Frage bezog sich auf Auswahl von Personen, Themen und Epochen. Bei dem aktuellen Roman »Götterdämmerung« sei sie durch eine Diskussion mit einem Bekannten auf das Thema gestoßen. »So ist es eigentlich oft: Irgendwoher kommt der Anstoß, die Idee - und vielleicht wird ein Roman daraus.« Und nach dem Zeitaufwand zur Fertigstellung eines Buches gefragt: »Etwa eineinhalb Jahre dauert die Recherche. Wenn ich dann in Ruhe schreiben kann, ist das Buch in etwa zwei bis drei Monaten soweit fertig. Dann folgt noch die Korrekturphase.«
Anschließend signierte Tanja Kinkel auf Wunsch die Bücher, die an dem Verkaufsstand der Buchhandlung Lienstädt und Schürmann zu erwerben waren. Für das Ehepaar Bänsch jedenfalls stand am Ende fest: »Uns gefällt es besser, wenn wir uns die Bücher gegenseitig vorlesen. Das passt einfach besser mit der Betonung.« So wird das Ehepaar wohl auf den nächsten historischen Roman warten. Und der sei auch schon so gut wie fertig und befinde sich in der Korrekturphase, wie die Autorin verriet.

Artikel vom 19.03.2005