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Bei Sievert falsch beraten:
Ex-FCGer setzt auf Verluste

Jugenderinnerungen an Yusuf Kaba und Tim Brinkmann

Erkenschwick (dh). Als Finanzberater bei der Dresdner Bank in Recklinghausen gibt Thorsten Sievert seinen Kunden Tipps, wie sie ihr Geld gewinnbringend anlegen können. Wenn der 27-Jährige an Sonntag seinen Anzug gegen das Trikot der SpVgg. Erkenschwick tauscht, dann wird »Toto« jedoch alles daran setzen, dass sein Ex-Klub FC Gütersloh 2000 mit deutlichem Punkte-Verlust den gefürchteten Stimberg verlässt.

»Der FCG hat in diesem Jahr schon drei Zähler geholt. Wir hingegen haben, wenn auch gegen starke Gegner wie Schalke und Wattenscheid, zweimal in der Schlussphase mit 0:1 verloren. Jetzt stehen wir unter Druck, denn unser Punktepolster kann auch ganz schnell schmelzen«, strebt der Manndecker zumindest ein Remis an, denn die kommenden Erkenschwicker Aufgaben sind mit Emsdetten, Lippstadt, Hüls und Bochum nicht von Pappe.
Die anstehenden englischen Wochen sind auch für den mit seiner Freundin und einem kleinen Sohn in Herten lebenden Fußballer eine extreme Belastung. Sein Arbeitnehmer kommt Thorsten Sievert zwar entgegen, dennoch hat er ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Arbeitskollegen. »Daher werde ich zum Ausgleich wohl den einen oder anderen Urlaubstag opfern«, nimmt der Erkenschwicker Leistungsträger einiges auf sich, um seinem Hobby weiter nachgehen zu können.
Denn den Job für den Fußball aufzugeben, dass ist Thorsten Sievert nie ernsthaft in den Sinn gekommen. Auch zu seiner Gütersloher Zeit pendelte er ständig zwischen seinem Wohnort und dem Heidewald, konnte damals aber mit der »Ruhrpott-Fraktion« um Mike Terranova, Marc Narewsky, Rafael Arlet, Devrem Kalayci und Jan Holland eine Fahrgemeinschaft bilden. Ein Grund übrigens auch, warum »Toto« im Winter 2002 den FCG beim großen Personalschnitt verließ: »Alleine wäre mir die Pendelei zu viel geworden.«
Am Sonntag wird es Sievert vermutlich mit Yusuf Kaba zu tun bekommen, der in der Saison 1997/98 für Erkenschwick in der Regionalliga auf Torejagd ging. »Mit Yusuf und Tim Brinkmann habe ich gemeinsam in der Jugend der SG Wattenscheid gespielt«, erinnert sich der Abwehrspezialist, der ansonsten aus seiner Gütersloher Zeit nur noch Dirk Konerding sowie Helge Bittner kennt. Und auch diese ehemaligen Weggefährten könnten zum Sommer beim FCG ausscheiden, weiß Sievert: »Es bahnt sich ja ein größerer Umbruch an. Neue Besen kehren bekanntlich anders - wenn auch nicht immer besser.«
Der FCG könnte somit in Zukunft einen ähnlichen Weg beschreiten, wie ihn die »Schwicker« bereits eingeschlagen haben. »Zehn, elf A-Jugendliche sind im vergangenen Jahr in den Seniorenbereich gewechselt. Zwei davon haben direkt den Sprung in die Oberliga geschafft, die anderen streben mit der Reserve den Bezirksliga-Aufstieg an«, berichtet Sievert. Liegt die Zukunft der Spielvereinigung also wieder in der Regionalliga? Thorsten Sievert ist skeptisch. Darauf würde der Bänker jedenfalls nicht sein Geld setzen.

Artikel vom 19.03.2005