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Die beliebte »Linda«
ist ein Auslaufmodell

Kartoffelfreunde müssen bald auf eine Sorte verzichten

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Mmh, sie ist wunderbar gelb, knackig fest und schmeckt einfach toll. »Linda« ist eine der zehn beliebtesten Speisekartoffeln in Deutschland. Doch bald wird Uwe Wißmann sie seinen Kunden nicht mehr anbieten können, weil der Zuchtbetrieb sie vom Markt nimmt.

Der Steinhagener Nebenerwerbslandwirt hat ein Drittel seiner 1,5 Hektar Kartoffel-Anbaufläche mit Linda bepflanzt, baut daneben noch Cilena, Solara und Astoria an. Ende April »legt« Wißmann ein allerletztes Mal Linda, Ende September werden die Kartoffeln gerodet, sortiert, in Säcke verpackt und eingelagert. Gerade das schätzt Uwe Wißmann besonders an Linda: die unglaublich guten Lagereigenschaften. »Vor fünf, sechs Jahren war Linda sogar Kartoffel des Jahres«, erinnert er sich, »da gab es wirklich nichts Besseres«. Ob er nun eine neue Sorte auf seinem Sandboden ausbauen will, weiß er noch nicht.
Wie kann es nun sein, dass eine Knolle, die zu den zehn beliebtesten Speisekartoffeln in Deutschland gehört, auf einmal vom Markt genommen wird? Peter Löwenich, Fachreferent der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer in Bonn, kennt die Hintergründe: »Es handelt sich dabei um ein Vermarktungsproblem, denn zum 1. Januar ist der Sortenschutz für Linda nach 30 Jahren ausgelaufen.« Jede Kartoffelsorte ist wie ein Patent angemeldet und geschützt (siehe Infobox), läuft dieser Schutz aus, kann sie frei vermehrt werden. Die Firma, die die Rechte an Linda hält - der Lüneburger Zuchtbetrieb Europlant - hätte Linda noch einmal neu anmelden können, möchte aber stattdessen seine neuere Sorte Belana stärker am Markt positionieren. Peter Löwenich: »Im Endeffekt gibt es aber keine Sorte, die alle Eigenschaften von Linda abdeckt.« Deshalb hat sich auch im Niedersächsischen ein Verein von Kartoffelbauern gegründet, der um »seine Linda« kämpft, die Sorte selbstständig vermehrt und neu zulassen will. Das könne aber vier bis fünf Jahre dauern, so Löwenich.
»Das ist das Schicksal der Sorten«, kommentiert Dr. Heidi Lorey das Ende von Linda. Die Steinhagener Kartoffel-Expertin vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt kennt aber auch Gegenbeispiele. Sieglinde etwa, die 1935 angemeldet wurde und immer noch auf dem Markt ist. »Die Züchter halten Linda aber für virusanfällig, und deshalb ist dann die Pflanzgutvermehrung schwierig«, weiß Lorey. Mit den Pflanzkartoffeln wiederum verdienen die Saatzuchtfirmen ihr Geld, und da haben sie natürlich das Interesse an pflegeleichteren Varianten. Nur leider schmecken die nicht so gut, meinen viele VerbraucherÉ

Artikel vom 19.03.2005