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Wichtiger Zeuge gesteht
Morddrohung per Telefon

Mord im Solling: Etappenziel am 25. Prozesstag

Von Ingo Schmitz
Göttingen/Brakel (WB). Der Mord an Lastwagenfahrer Burkhard P. ist noch immer nicht geklärt. Nach wie vor behauptet der Angeklagte Dirk M., dass der Falsche auf der Anklagebank sitzt. Nicht er, sondern sein Kumpel Maik T. habe den Brakeler erschossen. Auch wenn diese Version nach wie vor nicht bewiesen ist, konnte am Freitag zumindest ein Etappenziel erreicht werden.

Der Zeuge Maik T. hat gestern im Göttinger Landgericht gestanden, am 25. März 2004 telefonisch die Lebensgefährtin des Angeklagten Dirk M. anonym bedroht zu haben. Bislang hatte der Stahlbauschlosser aus Holzminden bestritten, die Worte »Dich machen wir noch kalt« über die Lippen gebracht zu haben. Gestern korrigierte er seine bisherige Aussage.
Allen voran wollte der Vorsitzende Richter Rainer Finke wissen, warum der Zeuge bislang den Drohanruf bestritten hat. Die Erklärung des Maik T.: »Erst als ich im Februar 2005 im Gerichtssaal das Band mit dem aufgezeichneten Telefonat gehört und meine Stimme erkannt habe, ist mir bewusst geworden, dass ich das war. Mir war das einfach entfallen!«
Dieser Version schenkten weder Richter Finke, noch Staatsanwalt Jörg Mahlmann und erst recht nicht der Verteidiger des Angeklagten, Dr. Holger Rostek, Glauben. Der Staatsanwalt betonte: »Wie kann man so etwas vergessen?« Verteidiger Rostek aus Bielefeld setzte noch eins drauf und hielt dem Zeugen vor, wie oft er sich bereits in Widersprüche verstrickt oder Erinnerungslücken vorgetäuscht habe. Vor diesem Hintergrund zitierte das Gericht aus einem Verfahren gegen Maik T., in dem er bereits 1999 verurteilt worden war. Damals hatte der Holzmindener in einem Verfahren wegen versuchten Totschlags in drei Fällen eine uneidliche Falschaussage gemacht. Das Urteil: sechs Monate Haft zur Bewährung.
Nachdem Maik T. am Freitag den Drohanruf zugegeben hatte, ging er auch auf seine Motivation ein. Er erzählte, dass ihm im März 2004 - vier Wochen nach der Festnahme von Dirk M. - ein Bekannter von einem Gerücht berichtet habe. Danach würde in Holzminden die Runde machen, dass Maik T. den Brakeler Lastwagenfahrer erschossen habe.
Vier Tage später will sich Maik T. dann in einer Gaststätte betrunken haben. Dabei sei er immer wütender auf die Lebensgefährtin des Angeklagten geworden. Er habe vermutet, dass sie hinter dem Gerücht stecke. Daraufhin habe er zum Handy gegriffen und den Drohanruf abgesetzt.

Artikel vom 19.03.2005