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Haarscharf die Million verpasst

Koch aus Borchen setzt bei TV-Show mit Frank Elstner auf falschen Koffer

Von Karl Pickhardt
Borchen (WV). Welch ein Pech: Nur um Haaresbreite schrammt ein zweifacher Familienvater aus Borchen in der ARD-Fernsehsendung »Einfach Millionär« mit Showmaster Frank Elstner am Supergewinn von einer Million Euro vorbei. Heinz Härtel (51) wäre jetzt Euro-Millionär, wenn er weniger dem Lächeln einer prominenten Frau vertraut und stattdessen Treue zu seinem Quiz-Paten bewiesen hätte. So bleibt's bei 500 Euro.

Dabei lag das Millionenglück schon zum Greifen nahe. Der Koch aus Nordborchen hatte zunächst alles richtig gemacht. Als Los-Besitzer der ARD-Fernsehlotterie »Ein Platz an der Sonne« war er glücklich in die Live-Sendung und aus 64 Kandidaten auch noch unter die letzten acht Finalisten gelost worden. Sein Show-Pate Waldemar Hartmann, bekannter Sport-Journalist, schaffte tatsächlich, aus einer imponierenden Pyramide gefüllter Weizenbier-Gläser vorsichtig 15 herauszufischen, ohne den gläsernen Bier-Turm zum Einsturz zu bringen. Genau das hatte Härtel richtig vorhergesagt und so die nächste Runde erreicht.
Es kam noch besser. Der Borchener hatte in der Frank-Elstner-Show das erste Zugriffsrecht: Er durfte acht Koffern wählen, die von prominenten Gästen wie Ex-Bundes-Fußballtrainer Rudi Völler oder Tagesschau-Sprecherin Eva Herman gehütet wurden. In einem Koffre steckte die Million Euro, in den anderen sieben eine Million Büroklammern.
Seiner Ehefrau Ingeborg (42) und Tochter Julia (23) stockte daheim in Borchen am Bildschirm der Atem, als Ehemann und Vater den Koffer von »Miss Tagesschau« Eva Herman wählte. Wäre er doch seinem Paten Waldemar Hartmann, der ihn ins Finale gehievt hatte, treu geblieben: Evas Koffer enthüllte Berge von Büroklammern, »Waldis« Koffer den Geldsegen. »Sie hat mich doch so angelächelt, ich war felsenfest überzeugt, dass sie meine Glücksfee ist«, haderte Härtel auch noch eine Nacht nach der Sendung am Freitag im Gespräch mit dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT mit seinem Schicksal. »Nachher ist man immer schlauer, ich will nicht mehr darüber nachdenken«, ärgerte sich der 51-Jährige schon.
Dabei hatte sich die Familie Härtel, zu der auch noch Sohn Benjamin (20) gehört, schon Gedanken über einen möglichen Millionengewinn gemacht. So wollte die Familie gern ihre Mietwohnung in Borchen gegen ein schönes Eigenheim eintauschen. Und zur Silberhochzeit, die im Mai ansteht, wäre die ohnehin nach Kuba geplante Reise halt noch ein paar Tage oder sogar vielleicht auch Wochen länger ausgefallen.
So wird der Fast-Millionär weiterhin als Koch im Dreifaltigkeits-Hospital in Lippstadt Patienten mit Essen versorgen. »Ein bisschen haben wir uns schon geärgert, dass Papa nicht dem Waldemar Hartmann treu geblieben ist«, meinte Tochter Julia. Aber Vorwürfe macht die Familie ihm natürlich nicht. Zum Trost gab's in Hamburg 500 Euro vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) - und ein paar schöne Tage in einem Top-Hotel in der Hafenstadt.

Artikel vom 19.03.2005