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Von Klaus-Peter Schillig

Haller
Aspekte

Stadtmarketing mit Leitfigur


Halle hat sich einmal aufgeschwungen, innovativ voranzuschreiten. Stärken-Schwächen-Analysen wurden erstellt, eine Profilierungsstrategie entwickelt, ein Leitbild aufgestellt - Halle war voll eingestiegen ins Stadtmarketing, mit professioneller Unterstützung, mit einem Zuschuss des Landes Nordrhein-Westfalen und einer ebenso hohen Geldspritze heimischer Großunternehmen. Mit diesen Pfunden ließ sich gut wuchern.
Die Initialzündung, Halle aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, kam einst von der »Haller Tat«, deren unkonventionelle Ideen anfangs skeptisch beäugt wurden, rannten aber schließlich offene Türen ein. Dass auch noch Gerhard Weber und Udo Hardieck mit dem Tennis und anderen Events im Gerry Weber Stadion für bundesweiten Bekanntheitsgrad sorgten, war den Haller als Attraktion noch zusätzlich in den Schoß gefallen.
Die Stadt am Teutoburger Wald war dabei, sich in aller Munde zu bringen. Der »Haller Willem« als Synonym für innovative Bahntechnik holte auch Teile der Expo 2000 in die ehemalige Kreisstadt, die Ballon-Fiesta war ebenso ein Massenereignis wie Wirtefest, das Stadtfest »Haller Willem«, Nikolausmarkt oder Kinderfest. Aber es bröselt an der Veranstaltungsfront: die Ballons steigen schon lange nicht mehr auf, die Wirte lassen in diesem Jahr ihr Schlemmerfest ausfallen, die HIW schraubt ihr Engagement am Stadtfest zurück, lässt auch den künftig bis Osnabrück durchfahrenden Zug vorbeifahren. Ein Trend, der den Zielen von Stadtmarketing, eigene Bürger und Besucher von außen für sich zu begeistern, glatt zuwiderläuft. »Leben und arbeiten lässt es sich besonders gut dort, wo sich Bürgerinnen und Bürger, die Geschäftswelt als auch Unternehmen in ihrem lokalen Umfeld in vielfältigster Weise engagieren«, meinte Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann Donnerstag beim Stadtmarketing-Symposium im Sportpark-Hotel. Das trifft leider in Halle nur noch bedingt zu. Vielleicht braucht man hier neben dem Leitbild auch eine Leitfigur, die mitreißt, aber auch allen klarmacht, dass man erst säen muss und erst später ernten kann.

Artikel vom 19.03.2005