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Mit der Bahn zum Geburtstagsbahnhof

Im HNF werden Computerprogramme »durchsichtig«

Von Rüdiger Kache (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Jedes Museum hat den Ehrgeiz, den Besuchern die Geschichte und die Funktion der dort gezeigten Exponate zu erklären. Doch wie erklärt man »Software«? Mit einem Rückgriff auf die gute, alte Modelleisenbahn hat das Heinz Nixdorf MuseumsForum jetzt das Unmögliche geschafft.

Zugegeben, es ist nur ein klitzekleines Programm, das Philipp Adelt (26) und Claudius Stern (27) vom benachbarten c-lab geschrieben und Museumsmitarbeiter Gregor Golombek (29) umgesetzt haben. »Aber es war schon eine Herausforderung«, so gestern Philipp Adelt, »alles vom Aufbau her einfach und übersichtlich, aber dennoch stabil und für den Dauerbetrieb zu konstruieren.«
Die Besucher des HNF staunen nicht schlecht, wenn sie schon im Eingangsbereich statt moderner Computer auf eine Modelleisenbahnanlage treffen. Unterstützung gab«s vom Modellbauclub »Flügelrad 79«. über eine Zifferntastatur kann man seinen Geburtstag eingeben - und schon fährt die alte »V200« mit ihren drei Waggons (auf jedem ein Mini-Display für Tag, Monat und Jahr) los. Der Zug passiert drei Kontrollstreifen, an denen die Datumsangaben überprüft werden (wer vorgibt, älter als 105 Jahre zu sein, wird nicht beachtet). Sind alle Kontrollstationen »abgearbeitet«, fährt die Eisenbahn in einen der sieben ausgewiesenen Wochentags-Bahnhöfe.
Nicht unbedingt eine Leistung, über die man im Computeralter noch staunen würde. Geht die verwendete Formel für den unfehlbaren Wochentag schließlich schon zurück auf den Geistlichen Christoph Heller, der sie schon anno 1885 entwickelt hat. Aber zur Berechnung der Ergebnisse und zur Steuerung des Zuges haben Adelt, Stern und Golombek einen speziellen Mikrocontroller entwickelt.
Anhand von LCD-Anzeigen und der Fahrtstrecke können Besucher den Rechenvorgang leicht nachvollziehen. HNF-Geschäftsführer Dr. Norbert Ryska: »Alles läuft auf vorgegebenen Strecken ab, man erkennt, wie ein Computerprogramm funktioniert.« Jetzt sind alle Nachwuchs-Programmierer gefragt, sich zu überlegen, wie der »Zug der Zeit« für die »laienhafte« Darstellung weiterer Computerthemen eingespannt werden kann.

Artikel vom 18.03.2005