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Lust machen
auf Innenstadt

Konzept zum Flächenmanagement

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). Dass in der Innenstadt etwas getan werden muss, ist bekannt. Eine Einzelhandelsanalyse zeigt, dass nur 21 Prozent der Betriebe im Zentrum langfristig wettbewerbsfähig sind. Um diese Zahl und das Image des Zentrums zu verbessern, hat die Firma CIMA aus Lübeck ein Konzept für Flächenmanagement entwickelt.

Diplom-Geograph Martin Kremming stellte das Konzept am Donnerstag im Ausschuss für Stadtentwicklung und abends in einer Bürgerversammlung vor. Mit in die Erarbeitung einbezogen wurde eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Jürgen Heidebrecht, Wolfgang Spreen (Volksbank Lübbecker Land), Friedhelm Rollmann (Sparkasse Minden-Lübbecke), Annemarie Peschel, Wilhelm Schwarz, sowie von der Stadt Espelkamp Günter Segelhorst und Wirtschaftsförderer Dirk Engelmann-Homölle. Die Gruppe wurde unterstützt durch Vertreter des Gewerbevereins, der Aufbaugemeinschaft und des Einzelhandels.
Kremming rief die Ergebnisse der Einzelhandelsanalyse ins Gedächtnis: 137 Betriebe vor Ort verfügen über 44 725 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die Kaufkraft wird jedoch durch Abflüsse geschmälert. Leute, die von außerhalb in Espelkamp einkaufen, sorgen aber für ein recht positives Gesamtergebnis. Relativ gut besetzt sind Branchen wie Geschenke, Glas, Porzellan, baumarktspezifische Waren und Lebensmittel, wohingegen Möbel, Bekleidung, Wäsche, Spiel-, Sport- und Hobbyartikel nur in geringem Umfang angeboten werden. Nur etwa 18 Prozent des Geldes wird in der Innenstadt ausgegeben - normal wären bei einer Stadt in der Größenordnung Espelkamps 40 bis 50 Prozent.
Ein Problem liegt laut Kremming darin, dass 60 Prozent der Betriebe im Zentrum kleiner sind als 50 Quadratmeter. Zum Zeitpunkt der Analyse standen zehn von 53 Ladenlokalen leer - für ihn ein Zeichen für strukturelle Probleme. Den westlichen Bereich der Breslauer Straße bezeichnete er als »A-Lage in der Innenstadt«, den östlichen als »B-Lage mit Potenzial zur A-Lage«.
Eine Konzentration des Gewerbes auf das Zentrum sei wichtig. Dabei müsse kreativ mit den vorhandenen Flächen umgegangen werden. 50 Prozent der Läden präsentieren seiner Ansicht nach ihre Waren »normal, ohne Highlights«, weitere 27 Prozent der Läden seien veraltet und renovierungsbedürftig. Nun gelte es, die Attaktivität des Zentrums zu erhalten und zu stärken. »Die zentrale Aufgabe heißt Verbesserung des Images: Lust machen auf Innenstadt«, betonte Kremming.
Mit dem Flächenmanagement soll ein Mix aus regionalen Filialisten und Facheinzelhandel angesiedelt werden. »Die Ansiedlungsentscheidung beruht nur zu 60 Prozent auf harten Fakten wie Einwohnerzahl oder Konkurrenzsituation, aber zu 40 Prozent auf so genannten weichen Faktoren wie Image, Stadtmarketing, Zustand oder Lage der Immobilie.« Kremming nannte konkrete Ansatzpunkte: Entwicklung von Konzepten zur Zwischennutzung von Leerständen, zum Beispiel auch über kulturelle Aktionen, und parallel Initiativen zur Vermietung, dabei zum Beispiel sicherstellen, dass das Lokal sauber ist. Außerdem plädierte der Diplom-Geograph dafür, dass professionelle Exposees der Räume angefertigt werden sollen, um das Interesse daran zu wecken. Ständige Aufgabe sei auch die Kontaktpflege und Sensibilisierung der Eigentümer zu den Themen Sanierung, Neubau, Umbau, Verkauf. »Außerdem sinnvoll ist die Konzeption und Verbreitung eines Newsletters, der unter anderem über Erfolge, Entwicklung, Einzelhandelssituation und Mietspiegel informiert.« Kurzfristiges Ziel sei es nicht, dass die zehn Leerstände nach zwei Monaten irgendwie besetzt seien, betonte der Lübecker. »Zuerst müssen wir an den Grundlagen arbeiten.«
Bei der Stadt Espelkamp wird Wirtschaftsförderer Dirk Engelmann-Homölle in Zukunft federführend das Flächenmanagement betreiben. Einige Anregungen Kremmings wurden auch bereits verwirklicht, zum Beispiel eine Zwischennutzung durch die Kunstaktion vor Weihnachten. Außerdem hat sich die Zahl von zehn Leerständen verkleinert.

Artikel vom 19.03.2005