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Beigeordneter ist wegrationalisiert

Heinz-Dieter Held muss am 30. Juni 2005 seinen Stuhl räumen

Von Per Krüger
Löhne (LZ). Es waren am Ende 45 Papierzettelchen, die über das berufliche Wohl oder Wehe des Beigeordneten Heinz-Dieter Held entscheiden sollten. Der, um den es ging, hatte zu diesem Zeitpunkt längst den Sitzungsaal verlassen - ganz so, als hätte er geahnt, dass es nicht für eine weitere Amtszeit reichen sollte. Mit 24 zu 21 Stimmen wurde die Stelle des Beigeordneten gestrichen.

Schon an der Zahl der Besucher merkte man: Dies war keine Sitzung wie jede andere. Weit mehr als 100 Zuhörer, viele davon Mitarbeiter der Stadtverwaltung, harrten auf der überfüllten Zuschauertribüne und sogar auf den Fluren der Dinge, die da kommen sollten. Heinz-Dieter Held hingegen hielt es nicht auf seinem Stuhl. Er verließ den Ort des Geschehens, als die CDU ansetzte, ihren Antrag zu begründen.
Lutz Mattern war in der CDU-Fraktion die Aufgabe zugefallen, die Demission des Beigeordneten zu begründen. »Der größte Posten im Haushalt sind die Personalkosten. Wir wollen jetzt die Weichen stellen, um nachhaltig Ausgaben zu reduzieren.«
Dass sich die SPD über den Vorschlag der Union derart aufrege, könne man in Reihen der CDU nicht nachvollziehen: »Sie haben doch in den vergangenen Jahren ebenfalls die Möglichkeit der Altersteilzeit genutzt und wegfallende Stellen nicht wieder besetzt. Nichts anderes machen wir jetzt«, hielt Mattern den Sozialdemokraten entgegen. Dass sich ein Mann wie Heinz-Dieter Held innerhalb der Verwaltung und auch in der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreue, dürfe keine Rolle bei der Entscheidung spielen.
SPD-Fraktionschef Gerd Krahe warf seinem Vorredner vor, Heinz-Dieter Held zum Bauernopfer des eigenen Anspruchs zu machen. »Dabei hat noch keiner vorgerechnet, dass bei dieser Aktion Geld eingespart wird. « Sein Fraktionskollege Egon Schewe stellte folgende Rechnung auf: »Held würde im Vorruhestand 71,5 Prozent seiner bisherigen Bezüge erhalten. Diese Pension würde im Gegensatz zu einem Angestellten aber nicht aus der Rentenkasse, sondern aus der Stadtkasse bezahlt.«
Gerd Krahe bezeichnete den Beigeordneten als einen Mann ohne Fehl und Tadel, der eine umfassende Sachkenntnis besitze. »Er bereitet mit großem Engagement die Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements vor und ist zudem Geschäftsführer der Aqua Magica. Wir sind sicher, dass ohne ihn ein Vakuum entstehen wird, das nur schwer auszufüllen ist.«
Ulrich Adler (Bunte Liste Löhne) vermutete hinter dem Antrag der CDU andere Motive als nur Sparwillen. »Es geht Ihnen darum, einen guten Mann zu disqualifizieren. Sie wollen das Signal aussenden: Wer in der Verwaltung was werden will, muss das richtige Parteibuch haben.« Diesen Vorwurf wollte Tim Ostermann nicht im Raum stehen lassen: »Wenn es uns darum ginge, Parteienklüngel fortzuführen, würden wir die Stelle mit einer Person unserer Couleur besetzen.« Die Tatsache, dass man Held 1997 auch mit den Stimmen der CDU gewählt habe, zeige, dass es um die Sache und nicht um die Person gehe. »Das Amt des Beigeordneten mag von 1996 bis 2004 eine gewisse Berechtigung gehabt haben. Davor und danach hat es das nicht mehr«, sagte Ostermann.
Bürgermeister Kurt Quernheim sagte auf Anfrage der LÖHNER ZEITUNG, dass er noch keinen Gedanken darauf verwendet habe, auf wessen Schultern die Aufgaben des Kämmerers vom 1. Juli an verteilt werden. »Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Leiter des Kämmerei- und Abgabenamtes, Bernd Poggemöller, mehr Verantwortung tragen wird.«

Artikel vom 18.03.2005