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»An Toll Collect bisher keine Freude«

DaimlerChrysler erwartet 2005 noch keinen Gewinn für Mautkonsortium

Berlin (ddp). Der Autokonzern DaimlerChrysler rechnet auch dieses Jahr noch nicht mit einem Gewinnbeitrag aus dem Geschäft des Mautkonsortiums Toll Collect.

Zwar laufe dort alles nach Plan, doch schwarze Zahlen werde das Unternehmen 2005 nicht schreiben, sagte der Vorstandschef des Konzerndienstleisters DaimlerChrysler Services, Jürgen Walker, in Berlin. Eine Prognose zu den erwarteten Mauteinnahmen von Toll Collect, an dem DaimlerChrysler und die Deutsche Telekom zu je 45 Prozent beteiligt sind, wollte Walker zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Die Belastung für DaimlerChrysler werde jedoch deutlich zurückgehen.
Im Vorjahr hatte Toll Collect aufgrund der hohen Investitionen und des wegen technischer Pannen mehrfach verschobenen Mautstarts einen Verluste von fast 1,1 Milliarden Euro gemacht. Der operative Gewinn der Dienstleistungsparte, früher unter debis bekannt, wurde dadurch sowie durch zu zahlende Vertragsstrafen um 472 Millionen Euro gedrückt. Toll Collect habe bisher »keine Freude gemacht und uns erheblich Geld gekostet«, räumte der seit Mitte Dezember 2004 amtierende Walker unumwunden ein.
Nach seinen Worten ist noch keine Schiedsgerichtsklage der Bundesregierung wegen der Toll-Collect-Pannen eingegangen. »Solange keine Klage da ist, können wir auch nicht abschätzen, wie lange das Schiedsgerichtsverfahren dauert«, sagte Walker. Die Bundesregierung will nach Medienberichten 4,6 Milliarden Euro Schadenersatz geltend machen. Zur Klärung einigte man sich auf ein Schiedsverfahren.
Eine Entscheidung des Schiedsgerichts werde DaimlerChrysler ohne Diskussion akzeptieren, sagte Walker. Er nannte die Forderungen erneut »gänzlich unbegründet« und bekräftigte, der Konzern habe keine Rückstellungen für diesen Fall gebildet. Einen Ausstieg von DaimlerChrysler aus dem Maut-Konsortium, an dem der französische Autobahnbetreiber Cofiroute die übrigen zehn Prozent der Anteile hält, schloss Walker aus.
Ursprünglich sollte das satellitengestützte Maut-Erfassungssystem am 31. August 2003 starten. Nach mehrfachen Verzögerung durch Technik-Pannen hatten das Bundesverkehrsministerium und die Toll-Collect-Konsortialpartner einen neuen Vertrag geschlossen. Somit ging Toll Collect zum 1. Januar 2005 in einer eingeschränkten Variante an den Start. Bis 2006 muss das Maut-Konsortium das volle Funktionieren der Erfassung gewährleisten. Diese Phase sei im Zeitplan, sagte Walker. Der notwendige Aufwand werde geringer sein als im Vorjahr.

Artikel vom 16.03.2005