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Blindenverein
befürchtet
soziale Not

Mittelstreichung »wäre das Aus«

Kreis Gütersloh (mst). Ob das lebensnotwendige Blindengeld auch weiterhin gezahlt wird - das ist derzeit die brisanteste Frage für die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Kreis Gütersloh.

»Sollte das Land NRW es Niedersachsen gleich tun und das Geld ersatzlos streichen, dann wäre das das Aus für viele Sehbehinderte«, mahnte der Kreisvorsitzende Heinrich Merschmann während der Jahreshauptversammlung im Blindentreff »Drei Eichen« an der Gütersloher Sieweckestraße. Neben der Ausgrenzung aus der Gesellschaft käme dann wohl auch die soziale Existenznot, befürchtet der Vorsitzende, der unter den Mitgliedern auch das Ehrenmitglied Alwin Kaltwasser willkommen hieß.
Auch die Vereinsarbeit vor Ort sei bedroht. »Schon jetzt muss an allen Ecken und Kanten gespart werden, damit wir die laufenden Hauskosten bestreiten können«, gab Merschmann zu bedenken. Spendengelder seien weiter rückläufig, und auch die Mitgliederzahl sinke bedrohlich. In Zeiten leerer Kassen versuche jeder, jeden Cent beiseite zu legen. Dabei sei die Solidarität untereinander gerade in dieser Zeit besonders wichtig. Er verwies darauf, dass nur der Verband wirksamen Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen könne. Ebenso wichtig sei das Gespräch mit Politikern vor Ort, um auf die Situation der Blinden aufmerksam zu machen. Sicherlich sei vielen Politikern die prekäre Situation der Blinden und Sehbehinderten nicht bewusst. Daher müsse immer wieder darauf hingewiesen werden, in welch aussichtsloser Lage Blinde stecken - oftmals ohne Aussicht auf Arbeit oder Altersvorsorge.
Auch das zinslose Darlehen, das der Landesverband in Höhe von 2100 Euro vom Kreisverband einfordern müsse, kann der Verein derzeit nicht zahlen. »Uns sind die Hände gebunden«, so Merschmann. Kassenwartin Karola Plugge wies anhand des Jahresabschlusses auf die Vereinssituation hin, die in der gesamten Vereinsgeschichte kaum je so bedenklich gewesen sei. Auch sie unterstrich, dass der Verein dringend möglichst auch junge Mitglieder finden müsse, damit die Arbeit vor Ort aufrecht erhalten werden kann. Wichtig sei dabei vor allem, den Blindentreff »Drei Eichen« zu erhalten, in dem sich wöchentlich Mitglieder mit ihren Angehörigen begegnen und austauschen. Dieses Treffen ist für die Blinden oft die einzige Abwechslung im Alltag. Sehende ehrenamtlich tätige Helferinnen machen die Begegnung möglich, denn sie richten den Treff her und bewirten die Besucher. Ihnen und vielen weiteren Aktiven galt der Dank des Vorsitzenden.

Artikel vom 16.03.2005