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Kommentar

Der Versöhnung
nicht dienlich
Fragt man den Vorstand der Dokumentationsstätte Stalag nach dem Verhältnis zum Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock, bekommt man eine diplomatische Antwort. Gewürdigt werden dessen Verdienste beim Erhalt des Ehrenfriedhofs und die Arbeit mit Veteranen. Ansonsten herrscht Distanz. Grund: Die ideologische Ausrichtung des Arbeitskreises.
Der Angriff auf die Dokumentationsstätte ist völlig fehl am Platz. Dass die Dokumentationsstätte eine Tagung ausrichtet, die sich wissenschaftlich mit deutschen und sowjetischen Kriegsgefangenen auseinander setzt, kann nur positiv bewertet werden. Wer meint, dadurch würden Verbrechen des Faschismus verharmlost, hat eine ideologische Schere im Kopf, die einer Versöhnung nicht dienlich ist.
Deutsche haben abscheuliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord begangen. Das steht außer Frage. Aber die Diskussion, ob alle Soldaten Mörder seien, ist wohl überstanden. Viele Deutsche haben in der Kriegsgefangenschaft - vor allem in der sowjetischen - Dinge erlebt, an denen sie beinahe zerbrochen wären. Kriegsgefangenschaft und Heimkehr ist für beide Seiten eine schmerzliche Erfahrung gewesen. Mehr will die Tagung nicht hineindeuten. Das geht 60 Jahre später hoffentlich ohne ideologischen Ballast und ohne Täter-Opfer-Schuldzuweisungen.
Gedenken heißt, sich den historischen Tatsachen zu stellen - und zwar ohne ständig das Büßerhemd zu tragen. Wohl aber stets im Bewusstsein, menschenverachtende Diktaturen nie wieder zuzulassen. Monika Schönfeld

Artikel vom 16.03.2005