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Weiden geht es an den Kragen

Arbeitsgemeinschaft Arbeit übernimmt Gewässerpflege an der Strothe

Von Maike Stahl (Text und Foto)
Kohlstädt/Schlangen (SZ). Das Kreischen einer Motorsäge stört in diesen Tagen die friedliche Idylle in der Strotheniederung zwischen Kohlstädt und Schlangen. Den Kopfweiden entlang des Gewässers geht es an den Kragen: Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Arbeit gGmbH (AGA) schneiden die Bäume zurück, um sie zu verjüngen und Material zur Vermehrung zu gewinnen.

»Die Pflege der Kopfweiden ist eine der Maßnahmen, die aus dem Gewässerentwicklungskonzept resultiert«, berichtet Jens Vespermann. Er leitet das Projekt »Naturnahe Gewässergestaltung« der AGA, an dem sich inzwischen elf lippische Kommunen, darunter auch die Gemeinde Schlangen, beteiligen. Das Projekt war im Juni vergangenen Jahres in enger Zusammenarbeit mit dem Kreis Lippe und damals fünf Kommunen ins Leben gerufen worden. Die Kommunen übernehmen 20 Prozent der Projektkosten, und die AGA erledigt im Gegenzug die Arbeiten an den Gewässern.
Die 15 Mitarbeiter des Projektes sind über das Netzwerk Lippe an die AGA vermittelt worden. Sie alle beziehen Arbeitslosengeld II und erhoffen sich durch die Arbeit im Gewässerprojekt einen Wiedereinstieg in den Beruf. »Jeder unserer Mitarbeiter darf 103 Stunden im Monat arbeiten«, erläutert Vespermann. Jeweils freitags gibt es einen so genannten Qualifizierungstag, bei dem sie in Theorie und Praxis in naturnaher Gewässerpflege geschult werden.
»Hier in Schlangen geht es jetzt ausschließlich um die Verjüngung der Kopfweiden«, erläutert der Landschaftsarchitekt. Doch in anderen Projekten müssten auch der Rückbau von Uferbefestigungen, das Entfernen von Verrohrungen, das Freilegen und die Neuanlage von Gewässern und andere Aufgaben mit Hilfe von zwei Fachanleitern gemeistert werden. »Doch auch an diesem Auftrag können die Mitarbeiter nebenbei noch andere Dinge lernen, zum Beispiel wie aus dem Schnittgut neue Weiden gesetzt werden oder wie man naturnahe Uferbefestigungen anlegt«, erläutert der Projektleiter. Doch das diene ausschließlich der Qualifizierung der Mitarbeiter. Anschließend werde das Schnittgut geschreddert, sofern keine andere Verwendung möglich sei.
Die Mitarbeiter, die an der Strothe beschäftigt sind, kommen selbst aus unterschiedlichen Berufen. Peter Adam ist beispielsweise Tischler, hat in seinem Beruf aber keine Anstellung mehr gefunden. Das Projekt betrachtet er als Chance und als wichtige Möglichkeit, »mal wieder raus zu kommen«. Markus Arends hatte erst gar keinen Ausbildungsplatz gefunden und hofft über die Beschäftigung bei der AGA auf einen Quereinstieg. »Alle im Team sind unglaublich motiviert«, freut sich Vespermann. »Das ist für uns natürlich wichtig, aber hilft ihnen hoffentlich auch.«

Artikel vom 16.03.2005