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Akte ohne Beanstandung

Amtsgerichtsdirektor Helmut Domeier in Ruhestand

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Ich habe noch zehn Tage Resturlaub. Den schenke ich aber dem Staat«, sagt Dr. Helmut Domeier. Am Monatsende ist für den 65-jährigen Amtsgerichtsdirektor nach beinahe 27 Dienstjahren Schluss. Dann geht er in den Ruhestand. Uwe Jürgens, Präsident des Landgerichts Bielefeld, überbrachte Domeier, dessen Nachfolge noch ungeklärt ist, gestern die Urkunde.

»Die Urkunde habe ich vergessen«, waren Jürgens erste, nicht ernst gemeinte Worte, als er das Büro von Helmut Domeier betrat. Für den scheidenden Bad Oeynhausener Amtsgerichtsdirektor war aber ein anderer Sachverhalt von mehr Interesse. Wie sieht es mit einem Nachfolger aus? Hier konnte der 63-jährige Jürgens noch keine Antwort geben. »Das kann schnell gehen. Ich hoffe, dass zum 1. April jemand gefunden ist.«
Die Juristen kennen sich gut und lange. Jürgens weiß es genau: »Seit elf Jahren und drei Wochen.« In wenigen, aber aussagekräftigen Worten umriss der Landgerichtspräsident den Lebenslauf seines Kollegen: Das Studium im Alter von 23 Jahren beendet. »Interessant«, kommentierte Jürgens. »Das empfehle ich Jura-Studenten immer noch.« Daher sei Domeier heute »einer unserer erfahrensten Männer«. Jürgens: »27 Jahre Amtsgerichtsdirektor - das ist vollkommen ungewöhnlich.«
Nach dem Studium in Marburg und München schloss sich die Referendarzeit in Oeynhausen, Minden, Hamm und Bochum an. In Bochum promovierte Domeier. Ein dornenvoller Weg sei dies gewesen, aber auch ein Stück Selbstverwirklichung, erinnerte sich der Mindener.
Zum Assessor wurde Domeier am Landgericht Bielefeld. »Anschließend ging es durch die Gegend«, sagte Jürgens, ehe Domeier am 2. Mai 1978 seine Tätigkeit als Direktor aufnahm. Die Akte Domeier sei spannend, sagte Jürgens. »Und ohne Beanstandungen.«
An der Richtertätigkeit habe er den Umgang mit Menschen geschätzt, erzählt Domeier. Juristische Hochseilakte haben ihn dagegen nicht interessiert. Jungen Menschen wollte er stets das Gefühl vermitteln, dass sie für ihr Leben selbst verantwortlich seien. Mehr als 6 000 Mal habe er in Jugendstrafsachen Recht gesprochen.
Mit dem Beginn des Ruhestands hat Domeier nun mehr Zeit für den Rudersport. »Ich bin ein Bewegungsmensch.« Auch werden er und seine Frau Ingrid des öfteren Zeit haben, die Tochter am Starnberger See zu besuchen. »Ich habe gerne gearbeitet, akzeptiere aber auch, dass der Gesetzgeber sagt: Mit 65 ist Schluss.«

Artikel vom 15.03.2005