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Gefangen im Trubel Südafrikas

Schwungvolle Rhythmen und mitreißende Tänze im Neuen Theater


Von Stefanie Holzbecher
Espelkamp (WB). »Afrika wie es leibt und lebt« - für zwei Stunden verließen die Besucher des Neuen Theaters in Espelkamp in Gedanken ihre Sitze und fanden sich in Südafrikas Metropole Johannesburg wieder. Seit Wochen ausverkauft, brachte die »South African Musical Group Johannesburg« mit schwungvollen Rhythmen, eindrucksvollem Gesang sowie mitreißenden Tanzszenen das hektische Treiben der Großstadt ins beschauliche Espelkamp.
Die Stadt liegt noch im Morgengrauen, als langsam das Leben erwacht. Immer mehr Menschen füllen die Straßen. Schulkinder laufen zum Bus, und Straßenarbeiter beginnen mit lautstarkem Gesang ihren Arbeitstag. Auf dem Marktplatz laufen alle Schnüre zusammen. Eine Atmosphäre von heiterer Fröhlichkeit und geschäftigem Treiben liegt in der Luft, als Sita, das Blumenmädchen, die Szene betritt und die Umstehenden unsicher mit einem Lied aus ihrer fernen Heimat begrüßt. Keiner kann sich ihrer Schönheit und ihrem Anmut entziehen, vor allem der junge Schuhputzer Mombani fühlt sich sofort zu dem Mädchen hingezogen.
Im Laufe der Geschichte verlieben sich beide ineinander und kehren im zweiten Akt des Stückes in Sitas Heimatdorf zurück. Dort wollen sie ein gemeinsames Leben fern vom hektischen Treiben in der Großstadt beginnen.
Die Liebesgeschichte vom Blumenmädchen Sita und dem Schuhputzer Mombani besticht nicht nur mit Witz und Charme, sondern vor allem mit dem Flair einer südafrikanischen Großstadt. 22 Schauspielern geben den Figuren ein Gesicht. Claude King, der für die Musik und Text verantwortlich zeichnet, gehört zu den anerkanntesten Komponisten Südafrikas. Besonders die Verschmelzung von afrikanischen und westlichen Klängen zeichnet seine Musik aus.
Die zehnköpfige Band, die seine musikalische Meisterleistung umsetzt, bedient sich dabei nicht nur gewöhnlicher Instrumente wie Bass und Keyboard, sondern vor allem den Rhythmus gebenden Trommeln. Es gehörte schon einiges dazu, bei der mitreißenden Musik still sitzen zu bleiben, während die Mitwirkenden auf der Bühne nur so durch die Gegend wirbelten.
Cassius Tlhotlhalemaje, für Regie und Choreografie verantwortlich, stellte für die Zuschauer ein Feuerwerk aus afrikanischen Tänzen zusammen. Berühmte typisch afrikanische Tänze, wie der »Coke-Dance« oder der »Gumboot-Dance« entstanden auf der Straße, bei Kinderspielen oder in den Gold- und Diamantenminen. Mit Rhythmus im Blut machten die Arbeiter auch aus dieser Not eine Tugend.
Besonders auffällig war auch die Sprache: Eine Mischung aus gebrochenem Englisch, deutschen Ausdrücken und »Xhosa«, einer Stammessprache Südafrikas, die aus mehreren Schnalzlauten besteht, ließen keine Missverständnisse über den Inhalt der Handlung aufkommen.
Näher als bei diesem Stück wird man Afrika wohl nur bei einem Urlaub kommen können. Das Publikum war begeistert und zeigte dieses auch beim anschließenden Applaus, der in punkto Lautstärke sogar die Trommeln übertönte.

Artikel vom 15.03.2005