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Krankenhaus-Essen kommt auf Rädern

Seit gestern bleibt die Küche in Versmold kalt -ÊPatienten-Portionen werden in Halle gekocht

Versmold (OH). Die Küche im Versmolder Krankenhaus bleibt seit gestern kalt. Doch Patienten und auch Mitarbeiter müssen sich um ihre Verpflegung keine Sorgen machen. Das Versmolder Krankenhaus bekommt seine Essensportionen jetzt zwei Mal täglich per Lastwagen angeliefert -Êalso praktisch als »Essen auf Rädern«. Bestückt werden die großen Speisentransportschränke vom Küchenteam des Haller Krankenhauses.

Für die zurzeit 65 Patienten im Versmolder Krankenhaus brachte Alexander Fonk gestern erstmals die vier Mahlzeiten. Der Mitarbeiter des beauftragten Duisburger Krankenhaus- und Gebäudedienstleisters Dieckmann pendelt jetzt drei Mal täglich mit dem speziell für diese Aufgabe ausgestatteten Fahrzeug zwischen Halle und Versmold. Um 7.30 Uhr bringt er in den Rollwagen die Frühstücksportionen, gegen 11.30 Uhr liefert Fonk dann vorportioniertes Mittagessen, Zwischenmahlzeiten und Abendbrot in insgesamt acht Transportschränken an. Sind diese abgeladen, kommen die Rollwagen vom Frühstück mit dem schmutzigen Geschirr wieder auf die Ladefläche und werden nach Halle gebracht. Abends schließlich folgen die weiteren Transportschränke. Denn das Geschirr wird komplett in Halle gespült. »Eine logistische Herausforderung«, wie der Haller Küchenchef Wolfgang Schulz sagt. Die Menge des Geschirrs habe sich verdreifacht. Mehr als 300 Mittagessen werden jetzt in Halle zubereitet.
Die Organisation der Abläufe im Versmolder Krankenhaus übernimmt Lieselotte Birkmann, die zuletzt als Beiköchin und kommissarische Küchenleiterin tätig war. Ihre Aufgabe ist nicht nur, dass die einzelnen Speisentransportwagen auf die richtigen Stationen kommen und das Essen dort von den Pflegekräften aufgetischt werden kann. Bei einem morgendlichen Rundgang von Bett zu Bett nimmt Lieselotte Birkmann auch die Essenswünsche der Patienten für den nächsten Tag auf. Zwei Mittagsmenüs stehen wie gewohnt zur Wahl. Auf kleinen Karten werden die Wünsche dann notiert und abends mit ins Haller Krankenhaus geschickt. »Für unsere Patienten ändert sich eigentlich nichts«, sagt Lieselotte Birkmann. Nur statt bislang auf Tabletts wird ihnen jetzt das Mittagessen in speziellen Systemtellern serviert. So soll garantiert sein, dass die Suppe während der Fahrt nicht überschwappen kann. Um in diesem Punkt auf Nummer sicher zu gehen, ist auch die »Buckelpiste« zwischen Hörste und Hesselteich für den Transport tabu. Eine weitere Neuerung sind die Kaffeevollautomaten, die es seit kurzem auf jeder Station gibt. Sie liefern auf Knopfdruck auch heißes Wasser für Tee.
Eine große Portion Wehmut schwingt bei den Mitarbeiterinnen der Küche im Versmolder Krankenhaus mit. Sieben sind von der Schließung im Zuge der Zentralisierung betroffen. Ihre letzte Aufgabe ist es noch bis Ende der Woche, die Gerätschaften gründlich zu säubern, mit denen sie jahrelang gearbeitet haben. Die elf Jahre alte Großküche wird bis auf weiteres ihr Dasein im Keller des Krankenhauses fristen. An eine andere Verwendung ist zurzeit nicht gedacht. Auch Geschirr und Töpfe werden in Schränken, Regalen und Schubladen verstaut.
Die Geschäftsführung verspricht sich durch die Zusammenlegung der beiden Küchen neben niedrigeren Personalkosten auch weitere Einsparpotentiale, etwa durch insgesamt geringere Energiekosten.

Artikel vom 15.03.2005