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Bar-Personal stöbert kess
in Opas Plattenschrank

Kammerspiele zeigen unterhaltsame Schlager-Revue

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Es hat fast schon »Tradition«, dass auf der Kammerspiel-Bühne nicht nur ernsthaft gespielt, sondern auch kess gesungen wird. Jetzt lädt das Ensemble in »Die Bar zum Krokodil« ein. Morgen Abend ist Premiere.

Eine bunte Revue im Stil der Zwanziger Jahre soll den Spielplan zwischen dem Miller-Stück »Tod eines Handlungsreisenden« und der Wedekind-Tragödie »Frühlings Erwachen« auflockern. Für die Inszenierung haben sich die Kammerspiele wieder der bewährten Regiehand von Helga Wolf versichert. Die Österreicherin ist im Musiktheater-Fach zu Hause und weiß gerade auch mit der »leichten Muse« elegant umzugehen. Im Vorjahr noch servierte sie dem Paderborner Publikum das unterhaltsame Liedpotpourri rund um das Thema »Mütter«.
Die von dem Theaterautor Reinhard Deutsch zusammengestellte und eigens für die Kammerspiele noch um eine Figur erweiterte Schlager-Revue enthält Vieles von dem, was die »Goldenen Zwanziger« überdauert hat. Lieder wie »Ausgerechnet Bananen« und »Schöner Gigolo«, »Das gibt's nur einmal« und »Veronika, der Lenz ist da« kann auch heute noch so mancher mitsingen. Dabei gehören nicht nur die »älteren Semester« zu den Schlagerfreunden. »Wir glauben, dass gerade die 20er-Jahre-Songs auch bei den jungen Leuten wieder in Mode sind«, erinnert Helga Wolf an den Erfolg der Nostalgiekünstler vom Schlage eines Max Raabe oder Götz Alsmann.
Alle Songs werden vom Kammerspiel-Ensemble »live« gesungen und von Gerhard Gemke am Klavier begleitet. Zugute kommt den Schauspielern, die als Mitglieder eines Sprechtheaters natürlich über keine klassische Gesangsausbildung verfügen, die Grundidee des Stückautors, der die Handlung augenzwinkernd in ein zweitklassiges Etablissement verlegt hat. Der Chef ist mit der Kasse getürmt. Ohne Gage aber will das Show-Ensemble nicht auftreten. Um den Abend zu retten, übernimmt nun das übrige Barpersonal das Kommando. Und so stehen plötzlich die Garderobiere und die Toilettenfrau, das Blumenmädchen und die Animierdame auf der Bühne, um gemeinsam mit dem Barmixer und dem Pianisten das Publikum zu unterhalten. Klar, dass dabei eher Spielwitz und Spontaneität als geschultes »Belcanto« gefragt sind.
Trotz des musikalischen Griffs in Opas Plattenschrank soll der Theaterabend aber nicht »angestaubt« daher kommen. »Wir machen das Ganze nicht plüschig, sondern unverkrampft mit Stilmitteln der Gegenwart«, verspricht Helga Wolf ein durchaus zeitloses Revueerlebnis. Julia Burde hat dazu die Kammerspiel-Bühne in einen neonbunten, flirrenden Vergnügungssaal verwandelt. Zum achtköpfigen Spielensemble gehört als Gast auch Cornelia Schönwald, die schon im Vorjahr in der Revue »Mütter« mitgewirkt hat.

Artikel vom 17.03.2005