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Vermutlich
versuchter
Totschlag

Lange Haft droht

Von Uwe Koch
Bünde/Bielefeld (BZ). Der Bünder Domenico I. muss nun doch eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags befürchten. Das ist die vorrangige Erkenntnis, nachdem das Schwurgericht des Bielefelder Landgerichts am Dienstag beim zweiten Verhandlungstag zwei Sachverständige angehört hat.

Der 29-jährige Italiener hatte in der Nacht zum 9. Mai 2004 einen vermeintlichen Nebenbuhler mit einem Küchenmesser angegriffen (die BÜNDER ZEITUNG berichtete mehrfach). I. hatte sich zuvor sehr über ein kurzzeitiges Verhältnis seiner Freundin zu dem späteren Opfer geärgert. Nach einem Zug durch mehrere Gaststätten, bei dem es auch zu einer Prügelei mit seiner Beteiligung gekommen war, hatte er gegen Mitternacht den 25-jährigen Josef O. in dessen Wohnung aufgesucht.
Im Verlauf der kurzen Auseinandersetzung an der Wohnungstür hatte der Italiener dem Mann insgesamt acht Verletzungen beigebracht, resümierte gestern der Münsteraner Rechtsmediziner Professor Dr. Gerhard Fechner. Der Gutachter hielt es für gleichgültig, ob es sich um Stiche oder Schnitte gehandelt habe. Tatsächlich hätte eine der Verletzungen an der linken Schulter des Opfers fast lebensgefährliche Folgen gehabt. Der Stich/Schnitt sei nur knapp an der großen Halsschlagader vorbeigegangen, sagte Fechner.
Ein psychiatrischer Sachverständiger hatte gestern zudem einen Affekt des Täters bejaht, allerdings sah er die verminderte Schuldunfähigkeit des Italieners als nur eingeschränkt gegeben. - In der Summe müsste der Täter dann den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen haben, damit wäre eine Verurteilung wegen eines versuchten Totschlags die logische Folge. - Der Prozess wird am 4. April fortgesetzt.

Artikel vom 16.03.2005