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»Flinte nicht ins
Korn werfen«

Ehlen thematisiert Agrarreform

Levern (weh). Einen breiten Raum widmete Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen beim Landwirtschaftlichen Kreisverbandstag in Levern (wir berichten in der Montagsausgabe) der neuen Agrarreform.

Sie entkoppelt die Direktzahlungen an die Landwirtschaft von der Produktion und ist an die Einhaltung von Mindeststandards gebunden (»Cross Compliance«). Ziel der Reform ist es, etwas in der Landwirtschaft zu produzieren, für das es auch eine Nachfrage gibt und dessen Preise kostendeckend sind. Die deutschland-weite Umsetzung sei unter den Bundesländern mehrheitsfähig. Als Grundlage für die Zahlungen, so Ehlen, gelten die bewirtschafteten Flächen im Jahr 2005.
Die Tierprämien würden weitgehend betriebsindividuell zugewiesen. Aufgrund der Umlegung von Ackerprämien auf die gesamte Ackerfläche und nicht nur auf die »Grandes Cultures«-Flächen erhalte ein Getreidebaubetrieb vor allem in den Anfangsjahren weniger als bisher. Mit steigendem Hackfruchtanteil verringere sich dieser Effekt allerdings. Milchvieh- und Bullenmastbetriebe müssten ab 2010 eine Abschmelzung ihrer Prämien hinnehmen. Bei intensiven Tierhaltungsbetrieben mit wenig Fläche, etwa Bullen- oder Kälbermäster, seien die Anpassungserfordernisse besonders gravierend.
»Dennoch gibt das jetzt erarbeitete Modell den Landwirten klare Perspektiven«, meinte Ehlen. »Zudem ist der Angleichungsprozess der Zahlungsansprüche vom ersten Tag an transparent.«
Der Minister geht davon aus, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch weiterhin fortschreiten wird. Laut Agrarbericht sei die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Wirtschaftsjahr 2003/2004 erneut um vier Prozent zurückgegangen. Im langjährigen Mittel liege sie bei drei Prozent. Mit durchschnittlich 24 Hektar Betriebsgröße und mehr als 50 Prozent Milchviehbetrieben, die noch weniger als 20 Kühe hielten, stelle sich die Prognose nicht günstig dar.
Zudem gebe es immer noch einen recht hohen Anteil an Nebenerwerbsbetrieben, denen die Aufgabe des Betriebes in schlechten Zeiten leichter falle. Dennoch ermutigte der Niedersachse seine Leverner Zuhörer. Es gebe auch vergleichsweise kleine Betriebe, die es durch Veredlungsproduktion, Nischen wie der Direktvermarktung, Besetzung neuer Märkte wie nachwachsende Rohstoffe oder Biogasanlagen zu wirtschaftlichem Erfolg gebracht hätten. »Die Flinte ins Korn zu werfen, ist meistens ein schlechter Rat«, so Minister Hans-Heinrich Ehlen.

Artikel vom 15.03.2005