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Plasmabogen und Lupenbrille

51. Zahnärztetag mit Händlern, Prominenten und der kleinen Hexe Zauberzahn

Gütersloh (rec). Die kleine Hexe Zauberzahn zeigt Kindergartenkindern, wie man seine Zähne am besten pflegt. Um sich auf den neuesten Stand zu bringen, besuchte die kleine Hexe am Wochenende den 51. Zahnärztetag in der Gütersloher Stadthalle.

Dort traf sie Leute, die »ultraleichte Lupenbrillen mit LED-Powerlicht« anboten oder innovative, vielseitige Plasma-Bogenlampen, die Zähne mit einem zehnstufigen Programm aufhellen können. An einem weiteren Stand gab es Produkte namens »Apo-Piano«, »Apo-Mezzo« und »Apo-Forte«. Das waren keine Medikamente, sondern spezielle Aktien- und Rentenfonds der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, die, je nach Risiko 7,97, 9,35 oder 11,23 Prozent Rendite abwerfen sollen. Um sich solche Fonds kaufen zu können, müssen Zahnärzte möglichst viele Patienten behandeln. Das aber wird immer schwieriger.
Das erfuhr die kleine Hexe in der großen Festhalle von Dr. Josef-Maximilian Sobeck, dem Sprecher der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Eine Minute Behandlung erforderten derzeit 1,3 Minuten Verwaltung. Das komme von der strengen Auslegung des Medizin-Produktgesetzes in Nordrhein-Westfalen. Danach müsse etwa die Reinigung, Desinfizierung, Sterilisation und Verpackung jedes einzelnen Mundspiegels erfasst und dokumentiert werden - ebenso die Qualifikation der Mitarbeiterin, die solche Arbeiten ausführe.
Das teilten die Zahnärzte auch ihren prominenten Ehrengästen mit. NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer sagte dazu gar nichts, Bundestagsabgeordneter Friedrich Merz forderte ein völlig neues Gesundheitssystem und Ballonfahrer Dr. Bertrand Piccard riet davon ab, gegen solche Widerstände anzukämpfen. Statt dessen müssten die Zahnärzte nur »neue Winde« in größeren Höhen suchenÉ
Die kleine Hexe Zauberzahn aber fragte niemand nach einer Lösung. Sie hätte sonst gerne ihren Zauberspruch verraten: »Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen.«

Artikel vom 14.03.2005